Analyse zur Spitzensportreform 2016– Frust über das System Sportdeutschland

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Hier finden sie die Links zu den ersten fünf Teilen der Serie „Frust über das System Sportdeutschland“. Teil 6 der Reihe „Frust über das System Sportdeutschland“ zur Reform des olympischen Hochleistungssportsystems in Deutschland folgt aufgrund der vielen Nachfragen bereits in dieser Woche (25.10-27.10.2016). Hier folgt der wohl bis jetzt wichtigste Teil der Serie, da er sich mit der Athletenfokussierung des Reformpapiers auseinandersetzt.

Teil 5: Thema: Athletenfokussierung.Titel: Lieber Karriereende als weiterhin Spitzensport? – Um die es gehen sollte, geht es nicht! Link: https://derballluegtnicht.com/2016/10/12/lieber-karriereende-als-weiterhin-spitzensport-um-die-es-gehen-sollte-geht-es-nicht-frust-ueber-das-system-sportdeutschland-teil-5/

Teil 4: Themen: Das Potentialanalysesystem PotAS und die Folgen bzw. Fragen, Link: https://derballluegtnicht.com/2016/10/07/die-potentialanalyse-potas-und-die-folgen-bzw-fragen-frust-ueber-das-system-sportdeutschland-teil-4/

Teil 3: Themen= die Dokumente zur Leistungssportreform, Die duale Karriere und das Eckpunktepapier des DOSB, Die Aufgabe der Laufbahnberater, Bildung und Spitzensport – Der studentische Spitzensport, Die Profilquote – Die Vor- und Nachteile, Förderung durch die Bundeswehr. Link: https://derballluegtnicht.com/2016/09/30/frust-ueber-das-system-sportdeutschland-teil-3-das-eckpunktepapier/

Teil 2: Themen: Vorraussichtliche Fördersummen 2017,Leistungssportreform – Was bis heute bekannt ist, Die duale Karriere und der DOSB/ adh. Link: https://derballluegtnicht.com/2016/09/25/frust-ueber-das-system-sportdeutschland-teil-2/

Teil 1: Themen=Ausbeute bei Olympia, die Athleten, das Strategiepapier, Die neuen Cluster 1-3, Kampf hinter den Kulissen. Link: https://derballluegtnicht.com/2016/08/23/frust-ueber-das-system-sportdeutschland-teil-1/

Zweifel an der Spitzensportreform – Ein Überblick

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Der Förderzyklus (Spitzensportreform 2016)

Zum Freitag ein Presseüberblick zur aktuellen Spitzensportreform 2016, die diese Woche den Verbänden vorgestellt worden ist. Dabei kam es zu ganz unterschiedlichen Reaktionen:

  1. Titel: Spitzensport-Reform: Der Mehrkampf ums Geld hat begonnen. Link: http://www.faz.net/-gtl-8mkzv#GEPC;s3 @faznet
  2. Titel: Neues Spitzensportkonzept: Goldesel – streck dich! Link: http://www.faz.net/-gtl-8lyg7#GEPC;s3 via @faznet
  3. Titel: Kritik an Spitzensportreform – „Nicht nur nach Medaillen streben“ – Die Reform des deutschen Spitzensports sorgt weiter für Diskussionen (Sportpolitik National) Link: http://www.handelsblatt.com/14710902.html?share=twitter
  4. Titel: Lieber Karriereende als weiterhin Spitzensport? – Um die es gehen sollte, geht es nicht! Link: https://derballluegtnicht.com/2016/10/12/lieber-karriereende-als-weiterhin-spitzensport-um-die-es-gehen-sollte-geht-es-nicht-frust-ueber- Teil 6 der Reihe „Frust über das System Sportdeutschland“ zur Reform des olympischen Hochleistungssportsystems in Deutschland folgt nächste Woche (23.10-27.10.2016).
  5. Neues Spitzensportkonzept Goldesel – streck dich! Michael Reinsch, Berlin, Link: http://www.germanroadraces.de/24-0-47665-neues-spitzensportkonzept-goldesel–streck-dich-michael.html
  6. Titel: Bundestag Sportausschuss – Wissenschaftler zweifeln an Teilen der Spitzensportreform Link: http://www.leichtathletik.de/news/news/detail/wissenschaftler-zweifeln-an-teilen-der-spitzensportreform/
  7. Titel: Der Deutsche Olympische Sportbund : Spitzensportreform: Sport zeigt Schulterschluss Link: http://www.dosb.de/de/leistungssport/spitzensport-news/detail/news/spitzensportreform_der_sport_zeigt_schulterschluss/#.WAn7gJj3wEk.twitter
  8. Titel: Mehr Geld für Medaillen: Die deutsche Sportförderung wird sich künftig ganz gezielt am potenziellen Erfolg orientieren. Heißt: Wer keine Aussicht auf Medaillen hat, wird leer ausgehen. Link: http://www.zeit.de/sport/2016-09/spitzensport-reform-deutsche-sportler-medaillen-olympische-spiele
  9. Titel: Özcan Mutlu (Grüne) zur Spitzensportreform – „Das wird nach hinten losgehen“ Link: http://www.deutschlandradiokultur.de/oezcan-mutlu-zur-spitzensportreform-das-wird-nach-hinten.966.de.html?dram:article_id=368718
  10. Titel: Kontroverse um die Spitzensportreform – Siegerflieger oder Holzklasse? Link: http://www.deutschlandfunk.de/kontroverse-um-die-spitzensportreform-siegerflieger-oder.2796.de.html?dram:article_id=369017
  11. Titel: Spitzensport-Reform: Um diese geplanten Änderungen wird gestritten  Link: http://www.ksta.de/24924080?dmcid=sm_tw

Analyse zur Spitzensportreform – Frust über das System Sportdeutschland

Teil 6 der Reihe „Frust über das System Sportdeutschland“ zur Reform des olympischen Hochleistungssportsystems in Deutschland folgt nächste Woche (23.10-27.10.2016). Hier folgt der wohl aktuell wichtigste Teil, da er sich mit der Athletenfokussierung des Reformpapiers auseinandersetzt.

Teil 5: Thema: Athletenfokussierung.Titel: Lieber Karriereende als weiterhin Spitzensport? – Um die es gehen sollte, geht es nicht! Link: https://derballluegtnicht.com/2016/10/12/lieber-karriereende-als-weiterhin-spitzensport-um-die-es-gehen-sollte-geht-es-nicht-frust-ueber-das-system-sportdeutschland-teil-5/

Teil 4: Themen: Das Potentialanalysesystem PotAS und die Folgen bzw. Fragen, Link: https://derballluegtnicht.com/2016/10/07/die-potentialanalyse-potas-und-die-folgen-bzw-fragen-frust-ueber-das-system-sportdeutschland-teil-4/

Teil 3: Themen= die Dokumente zur Leistungssportreform, Die duale Karriere und das Eckpunktepapier des DOSB, Die Aufgabe der Laufbahnberater, Bildung und Spitzensport – Der studentische Spitzensport, Die Profilquote – Die Vor- und Nachteile, Förderung durch die Bundeswehr. Link: https://derballluegtnicht.com/2016/09/30/frust-ueber-das-system-sportdeutschland-teil-3-das-eckpunktepapier/

Teil 2: Themen: Vorraussichtliche Fördersummen 2017,Leistungssportreform – Was bis heute bekannt ist, Die duale Karriere und der DOSB/ adh. Link: https://derballluegtnicht.com/2016/09/25/frust-ueber-das-system-sportdeutschland-teil-2/

Teil 1: Themen=Ausbeute bei Olympia, die Athleten, das Strategiepapier, Die neuen Cluster 1-3, Kampf hinter den Kulissen. Link: https://derballluegtnicht.com/2016/08/23/frust-ueber-das-system-sportdeutschland-teil-1/

Lieber Karriereende als weiterhin Spitzensport? – Um die es gehen sollte, geht es nicht! (Frust über das System Sportdeutschland Teil 5)

Ein wichtigen Punkt innerhalb der Spitzensportreform 2016 soll die Verbesserung der Dualen Karriere darstellen.

Alle Fraktionen innerhalb des Sportausschusses sind sich einig, dass dem Thema Duale Karriere innerhalb der gesamten Reform eine hohe Bedeutung beizumessen sei.

Jedoch stellte die Vorstandsvorsitzende des adh Dr. Katrin Werkmann fest, dass sie sich von diesem Themenschwerpunkt mehr erwartet hatte: „Die Leistungssportreform wurde im Sportausschuss durchaus kritisch diskutiert. Leider wurde unseres Erachtens die Duale Karriere insbesondere im Hochschulbereich zu wenig thematisiert.“

Teil 5:

Wer studentischer Spitzensportler ist, muss mit Entsetzen auf das neue Förderkonzept des DOSB und BMI schauen. Betrachtet man das Konzept im Detail, wird deutlich wie irrelevant die duale Karriere für den Spitzensport und die Politik bleibt. Es ist evident wie sehr der Dachverband und das Bundesministerium die Medaillenausbeute als exklusives Ziel ausgeben. Im Potentialanalysesystem („PotAS“) gehen besonders Attribute in die Verrechnung des Potentials ein, die durch das Monopol DOSB bereits seit Jahren forciert wurden: Dimensionen des Erfolgs, der Medaillen sowie des Potentials. Es ist eine Manifestierung des DOSB als unmissverständliche Steuerungsinstanz und eine Festigung des Monopols, indem der Dachverband in Kooperation mit dem BMI in einem noch stärkeren Maße als Regel- und Kontrollinstanz zugleich verbleibt.[1] Zudem sind die Prozentwerte, die zu einer bestimmten Punktzahl führen, bereits durch das Konzept festgelegt. Diese Bewertung ist subjektiv und es bleibt undeutlich, wie es zu einzelnen Prozentwerten während der Entwicklung der Bewertungskriterien gekommen ist. Ein studentischer Spitzensportler muss sich fragen, ob er diesen Weg der Medaillenarithmetik in Zukunft noch mitgehen möchte, da auch eine Fokussierung auf den einzelnen Athleten innerhalb der sogenannten Attribute des Potentialanalysesystems und auch im Eckpunktepapier (siehe Tabelle und Schaubild unten) nicht zu erkennen sind. Die ausgesprochene Fokussierung auf den einzelnen Athleten ist auch nach intensiver Analyse des Eckpunktepapiers und der Attribute des Potentialanalysesystems („PotAS“) nicht zu lokalisieren und forciert vielmehr die Annahme, dass der Athlet als Ausgangspunkt während der Entwicklung dieses Programms eine untergeordnete Rolle gespielt haben muss. Spitzensportler werden in Zukunft womöglich noch umfassender in ihrer Mündigkeit beschnitten. Der Athlet wird in den Eckpfeilern der Neustrukturierung zwar visuell in den Mittelpunkt der Förderung gestellt (siehe Schaubild unten), jedoch ist zu erkennen, dass sich die Förderung weiter auf die objektorientierte Überprüfungen und anschließende Förderung konzentriert.

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Präsentation im Sportausschuss des Deutschen Bundestages am 28.09.2016

Das heißt, Verbände und ihre Disziplinen werden anhand der Summe ihrer Athleten bewertet, sodass anschließend unterschiedliche Institutionen wie Stützpunkte, Olympiastützpunkte sowie Verbände Förderzuschüsse zur Umsetzung erhalten.[2] Athleten werden zum Planungsobjekt der unterschiedlichen Institutionen, zum „Tool“ einer objektorientierten und nicht subjektorientierten Förderung. Es ist regelrecht eine Hinrichtung der Idee des mündigen Athleten und vermittelt vielmehr die Aussage „Holt uns Gold! Wie ihr das macht, ist uns egal“ (siehe auch Artikel: Ein Plädoyer für den vom Aussterben bedrohten mündigen Athleten – Traut euch Athleten, ihr habt nichts zu verlieren! Link: https://derballluegtnicht.com/2016/08/21/ein-plaedoyer-fuer-den-vom-aussterben-bedrohten-muendigen-athleten-traut-euch-athleten-ihr-habt-nichts-zu-verlieren/ ).

So erhält die Position des Referenten für die duale Karriere sowohl vom BMI als auch DOSB die Gewichtung 1. Des Weiteren kann ein Verband lediglich in drei Abstufungen Punkte erhalten.

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Unterattribut Duale Karriere/ Personal (PotAS)

Die studentischen Spitzensportler spielen innerhalb des Potentialanalysesystems eine Nebenrolle, da weiterhin eine Fokussierung auf die schulische Ausbildung (Steckenpferd des DOSB mit aktueller Lahmheit (niedrige Abiturrate bei den Schülern, etwas über 30%)) und die Förderstellen der Bundeswehr und weniger auf die duale Karriere nach dem Schulabschluss und damit des Hochschulstudiums/ der Berufsausbildung gelegt wird. Aus Sicht des BMI und DOSB ist dies durchaus konsequent, da man sich der Verantwortung der schulischen Ausbildung nicht entziehen kann, jedoch für den Seniorenbereich die duale Karriere von den Steuerungsinstanzen womöglich strategisch gar nicht intensiviert werden soll. Warum also diesen Bereich zu einem aufsehenerregenden Gegenstand machen?

Vielmehr erhalten Verbände, wenn sie die Wettkampfpläne über die 30 Laufbahnberater (bundesweit) schulhalbjährlich/ semesterweise an die Eliteschulen des Sports oder Hochschulen übermitteln, bereits Punkte im Bewertungssystem. Die Verbände erhalten Punkte, wenn sie die individuellen dualen Karrierepläne regelmäßig (mindestens 1x p.a.) mit dem zuständigen Laufbahnberater abstimmen (Bewertung = 7). Dass es dabei bereits zu erheblichen Problemen kommen wird, ist vorprogrammiert.

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Lösungsvorschläge des Eckpunktepapiers zur dualen Karriere

Die Stelle des Laufbahnberaters ist bundesweit personell unübersehbar zu gering besetzt, um effektiv und produktiv im Sinne jedes einzelnen Spitzensportlers zu handeln. Eine Fokussierung auf den einzelnen Athleten ist schon auf struktureller Ebene unrealistisch. Mit Blick auf die Vielzahl an Serviceleistungen, die durch den Laufbahnberater übernommen werden sollen, führt das Missverhältnis zwischen der nur begrenzten Anzahl von Laufbahnberatern („nahezu 30“) (Deutscher Bundestag, 2010d, 42) und mehreren tausend A- bis C-Kaderathleten an den Olympiastützpunkten (auch nach der neuen Aufteilung der Kaderathleten) zu einem ausufernden Tätigkeitsumfang der Berater mit schlussendlicher Überforderung. Zudem ist auch die Erstberatung der studentischen Spitzensportler häufig falsch terminiert, da sie oft erst im Alter mit ca. 19 Jahren (oder später) den Erstkontakt mit einem Laufbahnberater haben. Das Konzept bedenkt nicht, dass die meisten Nachwuchssportler in diesem Alter bereits studieren. Im Bezug auf das Studium ist also eine wichtige Entscheidung (auch bezogen auf die zu belegenden Seminare) bereits gefallen (siehe Bendrich, 2015). Für viele Sportler spielen die Laufbahnberater anschließend vermutlich nur noch eine untergeordnete Rolle, da sie möglicherweise bereits durch andere Positionen beraten wurden. Wie sollen sich die wenigen Laufbahnberater auf die unterschiedlichen Gruppen an Spitzensportlern und deren individuelle Karrieremöglichkeiten einstellen und dann möglichst effektiv auf ihre Überlegungen eingehen können?

  • Überlassen sie dem einzelnen Sportler die Entscheidung über eine duale Karriere?
  • Präferieren die Laufbahnberater bestimmte duale Karrieren aufgrund der spitzensportlichen Erfolgsaussichten (drängen sie Athleten in die Bundeswehr)?
  • Stellen sie für die vielen unterschiedlichen Karrieremöglichkeiten genug Expertise zur Verfügung?
  • Sind sie aufgrund der hohen Athletenzahl mit ihrer Schnittstellenfunktion überfordert?
  • Wie gehen die Stützpunktberater mit den Bedürfnissen der studentischen Spitzensportler um?
    • Sind ihnen die Gegebenheiten an den Universitäten vertraut?
    • Haben sie selbst studiert und kennen damit die spezifischen Belastungen eines Hochschulstudiums?
    • Kennen sie die speziellen Bedingungen der im Einzugsgebiet befindlichen Universitäten?
    • Sind ihnen die Grundvoraussetzungen für die einzelnen Studiengänge und Universitäten (Prüfungsordnungen, Studienordnungen, usw.) geläufig?
    • Kennen die Laufbahnberater die neuen Bachelor- und Masterstudiengänge?
    • Können sie auf ein aktives Netzwerk innerhalb der Universitäten zurückgreifen? (Bendrich, 2015,123)

Über das Unterattribut Duale Karriere/ Umsetzung (Duale Karrierepläne) innerhalb des Förderkonzepts sollen individuelle duale Karrierepläne verbindlich eingeführt werden. Zum einen nur für den Olympiakader mit der Bewertung 9 und zum anderen für den Olympiakader und Perspektivkader mit der Bewertung 10. Individuelle Karrierepläne sind als sinnvolles Mittel der Förderung anzusehen, benötigen jedoch umfangreiche Ressourcen.

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Duale Karriere/ Umsetzung (Duale Karrierepläne)

Dass die Karriere für jeden einzelnen Athleten geplant werden soll, ist als positiv zu bewerten. Wie die konkrete Umsetzung aussehen soll, bleibt nach Veröffentlichung des Eckpunktepapiers und der Attribute des Potentialanalysesystems völlig unklar. Wer soll die konzeptionelle Führung übernehmen? Wer entwickelt die Karrierepläne und welche Positionen übernehmen die umfangreichen Beratungsgespräche und Planungen für die einzelnen Athleten? Die Lösungsansätze für diese Fragen werden nicht präsentiert.

Dies sind bereits alle Aspekte innerhalb des gesamten Attributsystems, die sich konkret auf die duale Karriere beziehen. Eine Athletenfokussierung auch in Bezug auf die soziale bzw. berufliche Absicherung der Athleten ist weiterhin nicht zu erkennen. Die Gefahren des sozialen Abstiegs nach der aktiven Karriere bleiben bestehen, werden durch die Fokussierung auf sportliche Erfolge vervielfacht. Einem beruflich ambitionierten Spitzensportler die duale Karriere weiterhin zu empfehlen, wird immer schwieriger.

Welche Attribute könnten sich noch auf Aspekte der dualen Karriere beziehen? Das Management des Leistungssportspersonals könnte ein Bereich sein, indem auch die Laufbahnberater bzw. weitere Berater betreut und deren Arbeit evaluiert werden kann. Ob dies auch in den Planungen des DOSB angedacht ist, ist unbekannt. Die Unterattribute lassen vermuten, dass dies nicht vorgesehen ist.

Im Bereich der Aus-, Fort- und Weiterbildung ist schon eher anzunehmen, sodass dort auch die duale Karriere als Thema in Seminaren eine Rolle spielen wird. Der Bereich Wissenschaftsmanagement kann einen Einfluss auch auf die Entwicklung der Förderung der dualen Karriere haben. Dass dieser Bereich prinzipiell überprüft und ausgebaut werden soll, ist zu befürworten und seit langem erforderlich. Leistungssport und Wissenschaft haben sich voneinander entfernt und eine gewisse Skepsis entwickelt, was als ein deutlicher Mangel im deutschen Sport anzusehen ist. Dabei können die Unterattribute Vorbedingungen für Wissenschaftsmanagement (Gewichtung durch DOSB und BMI: jeweils 2), die prozessbegleitende wissenschaftliche Unterstützung (Gewichtung durch DOSB und BMI: jeweils 1), die Forschung (Gewichtung durch DOSB und BMI: jeweils 1) sowie die physische und digitale Kommunikation (Gewichtung durch DOSB und BMI: jeweils 1) eine Rolle spielen. Doch innerhalb des Wissenschaftsmanagement wird durch die verwendeten Termini im Attributsystem deutlich, dass auch hier der Fokus auf den spitzensportlichen Leistungen liegt.

Das Eckpunktepapier liefert insgesamt folgende Lösungsansätze für die duale Karriere der studentischen Spitzensportler:

Lösungsansätze des Eckpunktepapiers 2016 hinsichtlich der dualen Karriere

 

Lösungen im Eckpunktepapier Kommentar zu den Lösungsvorschlägen
hochwertigen und individuellen Beratung und Betreuung der Athleten durch die Laufbahnberater an den Olympiastützpunkten Bereits in den alten Konzepten war dies vorgesehen (siehe oben), ist bis heute nicht gelungen (siehe oben).
Ausbau der zentralen Steuerung durch den Aufbau einer Informationsstelle der Laufbahnberatung im DOSB, unter Beibehaltung der regionalen Verankerung an den Olympiastützpunkten Zentralisierung durch den DOSB, lange angestrebt, bis jetzt beschäftigt sich lediglich ein hauptamtlicher Mitarbeiter mit dem Thema.

Die Laufbahnberatung ist aufgrund des deutlichen Missverhältnisses zwischen Laufbahnberater (ca. 30) und Athleten (ca. 3800) ineffektiv (siehe oben).

„Qualität“ der Förderung (Höhe, Intensität, Quantität) soll sich künftig stärker an der Perspektive der Athleten orientieren. Sportler mit Ambitionen im spitzensportlichen und beruflichen Bereich werden noch stärker unter Druck gesetzt. – sportliche Schwankungen, die bei studentischen Spitzensportlern häufig vorkommen, werden negativ bewertet. Dies kann zu ungewollten Konsequenzen führen (z.B. Karriereende, Manipulation, Doping, Korruption usw.)
„Hochschul-Profilquote“ in allen 16 Ländern Profilquote für die von der Stiftung „Hochschulstart“ zentral Dies ist in einigen Bundesländern Realität – jedoch auch mit negativen Konsequenzen. Verbände und DOSB sind der Ansicht dass sich die Chancen für die Athleten aufgrund der eingeführten Profilquote verbessern. In der Praxis jedoch erschweren die Quoten Studentensekretariaten häufig die Zuteilung der gewünschten Studienfächer aufgrund der festgelegten Prozentsätze erheblich; es kommt dadurch an einigen Standorten zu einer Umkehrung des Vorteils in einen Nachteil (siehe Teil 3)
alle Flexibilisierungsmöglichkeiten durchgängig auszuschöpfen – Zugeständnisse und Möglichkeiten der Hochschulen- Die Verbände Die studentischen Spitzensportler sollen dabei alle Zugeständnisse der Hochschulen ausschöpfen- jedoch sind diese Zugeständnisse begrenzt, da Hochschulen nicht von den Spitzensportlern abhängig sind. Jedoch sind umgekehrt einige Verbände stark abhängig von studentischen Spitzensportlern – sie sollten den Athleten Zugeständnisse eingestehen und den Sport auch auf das Studium anpassen – eine Umkehrung des ursprünglichen Vorschlags wäre deutlich effektiver
 
 

Eine ernsthafte, direkte und klare subjektorientierte Förderung von Spitzensportlern ist weiterhin nicht zu erkennen. Vielmehr wird daran festgehalten, Athleten über viele verschiedene Institutionen und Positionen zu fördern, sodass ein Großteil der finanziellen Förderungen gar nicht beim Athleten ankommt, sondern bereits auf dem Weg in einem unübersichtlichen Dickicht von Positionen und Fördermaßnahmen verloren geht.

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Es lässt sich nur schlussfolgern, dass die versprochene Athletenorientierung ausschließlich auf die leistungssportliche Unterstützung bezogen ist, da eine Fokussierung hin zu einer beruflichen/ sozialen Absicherung nicht zu identifizieren ist (Im Attributsystem: Bewertung und Umfang zu gering / Im Eckpunktepapier: keine neuen Lösungsansätze/ wenig Substanz). Auch im spitzensportlichen Bereich ist zu erkennen, dass es vielmehr darum geht, den Verbänden ein verschärftes Wertesystem aufzuzwingen, als dass Athleten tatsächlich im eigenen Interesse handeln können. Möglicherweise kann eine Verbesserung der spitzensportlichen Unterstützung geschaffen werden, jedoch wird die Handlungsfähigkeit des einzelnen Athleten beschränkt, wenn nicht sogar weiter dezimiert. Der Athlet steht nicht im Fokus des Potentialanalysesystems PotAS oder des Eckpunktepapiers, er wird vielmehr zur Wertanlage des Dachverbandes. Der Dachverband will die Erträge (=Medaillen) vermehren, um die Gewinne (durch die Förderung des Bundes) des eigenen Unternehmens zu steigern. Im weiteren Sinn mutieren die Athleten durch das Primärziel Medaille wirtschaftlich gesehen zu kurzfristigen Anlagen. Die handelnden Funktionäre haben nicht erkannt, was moderne Spitzensportförderung in einer demokratischen Gesellschaft bedeutet. Das Ziel, den Athleten in den Mittelpunkt der Förderung zu stellen, misslingt. Bei der Vorstellung des Eckpunktepapiers vor dem Sportausschuss wurde dies zwar propagiert, jedoch fehlen dafür die inhaltlichen Ideen.

Es ist zudem zutiefst irritierend, dass es hinsichtlich des neuen Fördermodells keine öffentliche Diskussion geben konnte. Eine breite Debatte konnte aufgrund Geheimniskrämerei während der Entwicklungsphase (letzten zwei Jahre) nicht stattfinden. Das Programm wurde nicht durch eine größere Anzahl von Spitzensportlern mitentwickelt, sondern es waren wieder die Funktionäre und Mitarbeiter der steuernden Institutionen, die das Programm entwickelt haben, ohne eine größere Zahl an Athleten partizipieren zu lassen. Die dualen Bedingungen von Sportlern werden missachtet, ein breit angelegter Dialog zu diesem Thema bleibt aus.

Auch zu einer Evaluation der aktuellen Bedingungen kam es nicht; so konnte auch nicht festgestellt werden, ob es bereits einzelne gut funktionierende Fördermaßnahmen gibt oder ob die Athleten spezielle und konkrete Bedürfnisse besitzen. Ehemalige Spitzensportler, als kritische Begleiter, wurden nicht mit in die Entwicklung neuer Fördermaßnahmen mit eingebunden. Es hat den Anschein eines „Weiter-so“ mit neuen Termini und einem noch mächtigeren Dachverband.

Mündigen, selbstreflektierten und beruflich ambitionierten Spitzensportlern wird es noch schwerer fallen, biographisch alles für den Spitzensport zu riskieren; der Leistungssport muss Angst haben, seine Talente zu verlieren.

[1] Das Problem des Monopols ist ein spitzensportliches Problem, da ein Athlet sich seinen Verband nicht frei aussuchen kann, sondern sowohl an seinen eigenen Fachverband als auch an den Dachverband fest gebunden ist. Die Zusammenarbeit mit diesen Verbänden muss funktionieren, ansonsten ist eine Karriere im Spitzensport nicht möglich. Der DOSB hat eine Monopolstellung inne, die auch den anerkannten Sportfachverbänden zugesprochen wird. Es gilt das sogenannte „Ein-Platz-Prinzip“ oder „Ein-Verband-Prinzip“. Um als Fachverband Mitglied des DOSB zu werden und finanzielle Unterstützung zu erhalten, muss dieser die staatliche Anerkennung zugesprochen bekommen. Es wird für jede Sportart sowohl ein nationales als auch internationales Marktmonopol geschaffen. Verbände, die nicht durch DOSB und Staat anerkannt werden, können keine finanzielle Förderung des Staates in Anspruch nehmen, eine Markteintrittsbarriere entsteht (vgl. Langer, 2006a, 66; Kubat, 1998, 4). Diese Ansicht wurde bereits 1977 durch das Zivilsenat des Bundesgerichtshofs Karlsruhe in der Urteilsbegründung der verworfenen Revisionsklage des DSB eindeutig umschrieben: „Der Beklagte hat auf dem Gebiet des Sports in der Bundesrepublik Deutschland eine Monopolstellung. (…) Die vollständige Teilnahme am organisierten Sportverkehr – insbesondere im Bereich des Leistungs-sports – und die Ausübung des Vereinssports ist infolgedessen für einen Verband oder Verein, der nicht unmittelbar dem Beklagten angehört, wesentlich erschwert“ Richterspruch (vgl. Lehmbruch, 1979, 15-22).

[2] „ Auf der Grundlage der im Berechnungssystem PotAS ermittelten Clusterung führt DOSB unter Einbeziehung des BMI, der Länder, der LSB, der Partner FSL/WISS und der SDSH mit den Spitzenverbänden Strukturgespräche. DOSB, BMI und Länder bereiten auf dieser Grundlage Fördervorschläge für die Förderkommission vor („Gesamtpaket für alle Förderbereiche“)“ (Eckpunktepapier, 2016).

Reform des olympischen Hochleistungssportsystems – Athletenfokussierung Realität oder Utopie?

Der 5. Teil der Reihe „Frust über das System Sportdeutschland“ zur Reform des olympischen Hochleistungssportsystems in Deutschland. Es folgt der wohl aus Athletensicht wichtigste Teil, da er sich mit der Athletenfokussierung des Reformpapiers auseinandersetzt.

Teil 5: Thema: Athletenfokussierung.Titel: Lieber Karriereende als weiterhin Spitzensport? – Um die es gehen sollte, geht es nicht! Link: https://derballluegtnicht.com/2016/10/12/lieber-karriereende-als-weiterhin-spitzensport-um-die-es-gehen-sollte-geht-es-nicht-frust-ueber-das-system-sportdeutschland-teil-5/

Teil 1: Themen=Ausbeute bei Olympia, die Athleten, das Strategiepapier, Die neuen Cluster 1-3, Kampf hinter den Kulissen. Link: https://derballluegtnicht.com/2016/08/23/frust-ueber-das-system-sportdeutschland-teil-1/

Teil 2: Themen: Vorraussichtliche Fördersummen 2017,Leistungssportreform – Was bis heute bekannt ist, Die duale Karriere und der DOSB/ adh. Link: https://derballluegtnicht.com/2016/09/25/frust-ueber-das-system-sportdeutschland-teil-2/

Teil 3: Themen= die Dokumente zur Leistungssportreform, Die duale Karriere und das Eckpunktepapier des DOSB, Die Aufgabe der Laufbahnberater, Bildung und Spitzensport – Der studentische Spitzensport, Die Profilquote – Die Vor- und Nachteile, Förderung durch die Bundeswehr. Link: https://derballluegtnicht.com/2016/09/30/frust-ueber-das-system-sportdeutschland-teil-3-das-eckpunktepapier/

Teil 4: Themen: Das Potentialanalysesystem PotAS und die Folgen bzw. Fragen, Link: https://derballluegtnicht.com/2016/10/07/die-potentialanalyse-potas-und-die-folgen-bzw-fragen-frust-ueber-das-system-sportdeutschland-teil-4/

Aktuelle Links zur Spitzensportreform:

  1. Titel: Spitzensport-Reform: Der Mehrkampf ums Geld hat begonnen. Link: http://www.faz.net/-gtl-8mkzv#GEPC;s3 @faznet
  2. Titel: Neues Spitzensportkonzept: Goldesel – streck dich! Link: http://www.faz.net/-gtl-8lyg7#GEPC;s3 via @faznet
  3. Titel: Kritik an Spitzensportreform – „Nicht nur nach Medaillen streben“ – Die Reform des deutschen Spitzensports sorgt weiter für Diskussionen (Sportpolitik National) Link: http://www.handelsblatt.com/14710902.html?share=twitter
  4. Titel: Lieber Karriereende als weiterhin Spitzensport? – Um die es gehen sollte, geht es nicht! Link: https://derballluegtnicht.com/2016/10/12/lieber-karriereende-als-weiterhin-spitzensport-um-die-es-gehen-sollte-geht-es-nicht-frust-ueber- Teil 6 der Reihe „Frust über das System Sportdeutschland“ zur Reform des olympischen Hochleistungssportsystems in Deutschland folgt nächste Woche (23.10-27.10.2016).
  5. Neues Spitzensportkonzept Goldesel – streck dich! Michael Reinsch, Berlin, Link: http://www.germanroadraces.de/24-0-47665-neues-spitzensportkonzept-goldesel–streck-dich-michael.html
  6. Titel: Bundestag Sportausschuss – Wissenschaftler zweifeln an Teilen der Spitzensportreform Link: http://www.leichtathletik.de/news/news/detail/wissenschaftler-zweifeln-an-teilen-der-spitzensportreform/
  7. Titel: Der Deutsche Olympische Sportbund : Spitzensportreform: Sport zeigt Schulterschluss Link: http://www.dosb.de/de/leistungssport/spitzensport-news/detail/news/spitzensportreform_der_sport_zeigt_schulterschluss/#.WAn7gJj3wEk.twitter
  8. Titel: Mehr Geld für Medaillen: Die deutsche Sportförderung wird sich künftig ganz gezielt am potenziellen Erfolg orientieren. Heißt: Wer keine Aussicht auf Medaillen hat, wird leer ausgehen. Link: http://www.zeit.de/sport/2016-09/spitzensport-reform-deutsche-sportler-medaillen-olympische-spiele
  9. Titel: Özcan Mutlu (Grüne) zur Spitzensportreform – „Das wird nach hinten losgehen“ Link: http://www.deutschlandradiokultur.de/oezcan-mutlu-zur-spitzensportreform-das-wird-nach-hinten.966.de.html?dram:article_id=368718
  10. Titel: Kontroverse um die Spitzensportreform – Siegerflieger oder Holzklasse? Link: http://www.deutschlandfunk.de/kontroverse-um-die-spitzensportreform-siegerflieger-oder.2796.de.html?dram:article_id=369017
  11. Titel: Spitzensport-Reform: Um diese geplanten Änderungen wird gestritten  Link: http://www.ksta.de/24924080?dmcid=sm_tw
  12. Kempe, R.(2016): Spitzensportreform – „Verkaufen durch Medaillen kein Auto mehr“, deutschlandfunk, Link: http://www.deutschlandfunk.de/sportgespraech.891.de.html
  13. Kempe, R.(2016): Nichts außer Medaillen, Sendung: sport inside, wdr, Link: http://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/sport-inside/video-nichts-ausser-medaillen-100.html
  14. May, P. (2016): „Nicht nur den Erfolg bewerten“, deutschlandfunk, Link: http://www.deutschlandfunk.de/spitzensportreform-nicht-nur-den-erfolg-bewerten.1346.de.html?dram:article_id=368017
  15. Weinreich, J. (2016): Eckpunktepapier zur Neustrukturierung des deutschen Hochleistungssports und der Spitzensportförderung. URL: https://www.jensweinreich.de/2016/09/27/eckpunktepapier-zur-neustrukturierung-des-deutschen-hochleistungssports-und-der-spitzensportfoerderung/
  16. Weinreich, J.(2016):Entwurf Attributsystem PotAS, Link: https://de.scribd.com/document/326766636/Entwurf-Attributsystem-PotAS#from_embed (Update am 10.10.2016)

Das Potentialanalysesystem PotAS und die Folgen/ Fragen – Frust über das System Sportdeutschland (Teil 4)

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ohne-titel Das Potentialanalysesystem („PotAS“) (vgl. Kempe, 2016)

Der neue zentrale Begriff der Leistungssportreform 2016 ist die „potenzialorientierte Förderstruktur“. Das neue „Perspektivische Berechnungsmodell“ wird das alte System der Grund- und Projektförderung ersetzen. Dabei soll die bis heute unbekannte Bewertungskommission Ergebnisse liefern, die die Einordnung und schlussendlich die Förderung der unterschiedlichen Disziplinen (nicht ausschließlich Sportarten) erleichtern soll. Die Kommission erhält das neu einzuführende Potenzialanalysesystem („PotAS“), das unter Einbeziehung von 20 Attributen eine erste Einstufung der Sportarten vornimmt. Diese 20 Attribute (einige sind unten bereits zu finden) und ca. 60 Unterattribute sollen die Bewertungskommission unterstützen, Empfehlungen für die Sportdisziplinen abzugeben (vgl. Kempe, 2016).

Potenzialanalysesystem („PotAS“)
20 Attribute zur Einordnung von Disziplinen
a)    Finalplätzeb)    Leistungspotential
c)    Reproduzierbarkeit der Medaillend)    Management des Leistungssportpersonals
e)    Entwicklungspotentialf)     Richtlinienkompetenz
g)    Moderne Führungsstrukturh)    Vertretungsarbeit
i)      Wissenschaftsmanagementj)      Konstanz / Reproduzierbarkeit
k)     Rahmentrainingskonzeptionl)      Aus-, Fort- und Weiterbildung
m)   Aktuelle Olympische Spielen)    Finalplätze bei den Olympischen…

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Das Potentialanalysesystem PotAS und die Folgen/ Fragen – Frust über das System Sportdeutschland (Teil 4)

Der neue zentrale Begriff der Leistungssportreform 2016 ist die „potenzialorientierte Förderstruktur“. Das neue „Perspektivische Berechnungsmodell“ wird das alte System der Grund- und Projektförderung ersetzen. Dabei soll die bis heute unbekannte Bewertungskommission Ergebnisse liefern, die die Einordnung und schlussendlich die Förderung der unterschiedlichen Disziplinen (nicht ausschließlich Sportarten) erleichtern soll. Die Kommission erhält das neu einzuführende Potenzialanalysesystem („PotAS“), das unter Einbeziehung von 20 Attributen eine erste Einstufung der Sportarten vornimmt.

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Das Potentialanalysesystem („PotAS“) (vgl. Kempe, 2016)

Diese 20 Attribute (einige sind unten bereits zu finden) und ca. 60 Unterattribute sollen die Bewertungskommission unterstützen, Empfehlungen für die Sportdisziplinen abzugeben (vgl. Kempe, 2016).

Potenzialanalysesystem („PotAS“)
20 Attribute zur Einordnung von Disziplinen
a)    Finalplätze b)    Leistungspotential
c)    Reproduzierbarkeit der Medaillen d)    Management des Leistungssportpersonals
e)    Entwicklungspotential f)     Richtlinienkompetenz
g)    Moderne Führungsstruktur h)    Vertretungsarbeit
i)      Wissenschaftsmanagement j)      Konstanz / Reproduzierbarkeit
k)     Rahmentrainingskonzeption l)      Aus-, Fort- und Weiterbildung
m)   Aktuelle Olympische Spiele n)    Finalplätze bei den Olympischen Spielen
o)    Wissensmanagement p)    Gesundheitsmanagement
q)    Management des Leistungssportpersonals r)     Nachwuchs
s)    Duale Karriere

Nach diesen Attributen werden einzelne Sportarten oder vielmehr einzelne Disziplinen bewertet, von null bis zehn Punkten. So ergibt sich das jeweilige Cluster, das weitreichende Folgen für die Zukunft einer Sportart haben kann. Letztendlich sollen die einzelnen Disziplinen in die folgenden Cluster eingeteilt werden:

cluster
Cluster 1-3 der potentialorientierten Förderstruktur (2016)

Einige wenige Attribute sind sinnvoll gewählt und für die Zukunft des Leistungssports in Deutschland wichtig. Dass sie nun zum Teil zum ersten Mal konkret benannt werden und als eine der wichtigsten 20 Attribute aufgelistet werden, ist ein richtiger Schritt und positiv zu bewerten. Jedoch stellt sich die Frage, wie ein Großteil der Attribute durch die Kommission bewertet werden sollen und mit anderen vergleichbar sind. Zum einen werden Verbände bei harter Auslegung in einigen Bereichen die Bewertung Null zu befürchten haben (wäre die strikte Handhabung des neuen Fördervorgaben), da sie gewisse Leistungen noch nicht aufweisen können; zum anderen sind einige Attribute auch durch Experten schwer zu bewerten, wobei auch das Potentialanalyseprogramm PotAS begrenzt Abhilfe und Transparenz schaffen kann. Wie z.B. soll die Software das Potenzial oder die Entwicklung eines Sportlers voraussagen? Können die Attribute alle in den gleichen Abstufungen, also von 1 bis 10, realistisch bewertet werden? Attribute wie Finalplätze oder Konstanz können zwar durch Zahlen belegt werden, würden aber nur an vergangenen Leistungen gemessen werden. Wie mögliche Potentiale realistisch vorausgesagt werden und von wem, bleibt unklar. Die Fachverbände werden immer im eigenem Interesse handeln, was auch legitim ist und zu ihren Aufgaben gehört und aus den letzten Zielvereinbarungen bereits bekannt ist. Viele Attribute sind schwer zu bewerten und bedürfen einer genauen, detailreichen Prüfung, wenn dies fair gegenüber allen Beteiligten (Verbänden/ Disziplinen/ Sportlern) ablaufen soll. Wer soll diese umfangreichen Prüfungen übernehmen? Wo kommen die personellen Voraussetzungen dafür her? Diese Prüfungen mit den aktuellen personellen Besetzungen durchzuführen, scheint utopisch.

Es bleibt offen, wie die einzelnen Spitzenverbände diese neu geforderten Verbesserungen auf Verbandsebene umsetzen sollen. In vielen Bereichen wie der Professionalisierung von Verbänden und der Betreuung von Athleten, bedeutet dies eine Aufstockung von hauptamtlichem Personal. Zudem werden die Verbände zu Veränderungen gezwungen, ohne dass bekannt ist ob tatsächlich eine intrinsische Motivation vorliegt. Wie diese umfangreichen Aufstockungen finanziert werden sollen, bleibt weiterhin offen. Forderungen im Konzept sind richtig und sinnvoll. Besonders die Betreuung der Athleten und die Förderung der dualen Karriere muss endlich auch in den Verbänden initiiert werden, da dies in den letzten Jahren vernachlässig bzw. ignoriert wurde. Nur eine deutliche personelle Aufstockung durch Experten in diesem Bereich kann eine Lösung herbeiführen, die wiederrum auch vom Fördertopf des Bundes mitfinanziert und angeschoben werden muss.

Schlussendlich stellt sich für den gesamten Bereich die Frage, wie garantiert werden kann, dass Bewertungsentscheidungen tatsächlich unabhängig ablaufen. Viele der in der Kommission sitzenden Experten werden aus dem Hause des DOSB stammen oder haben durch ihre unterschiedlichen Positionen/ Institutionen auch immer wieder Eigeninteressen bzw. die Interessen ihrer Sportart/ ihres Verbandes. Die Fragen verdeutlichen, wie komplex die Sachlage ist und viele dieser Fragen können bis zur Veröffentlichung des gesamten Konzeptes nicht im Detail beantwortet werden.

Die Besetzung der Bewertungskommission und die anschließenden Strukturgespräche machen eine unabhängige, transparente Entscheidung durch die aktuellen Gegebenheiten schwierig, nahezu unmöglich. Die aktuellen 20 Attribute verdeutlichen zudem, dass der einzelne Athlet, anders als vom Eckpunktepapier propagiert, auch zukünftig nicht in den Fokus der Sportförderung rücken wird (siehe dazu Teil 5->nächste Woche). Zudem scheinen wichtige Attribute zu fehlen (Themen: Doping, Korruption, Verbandsführung, Transparenz uvm.). Auch das Kriterium der gesellschaftlichen Relevanz einer Sportart wird in dem Konzept weiterhin nicht erwähnt, sollte jedoch nicht außer Acht gelassen werden, da man ansonsten Sportarten schwächt die möglicherweise tief in der deutschen Gesellschaft verankert sind.

Themen des 5.Teils: Nachwuchsförderung, Der Athlet im Fokus der Förderung ->folgt nächste Woche

Teil 1: Themen=Ausbeute bei Olympia, die Athleten, das Strategiepapier, Die neuen Cluster 1-3, Kampf hinter den Kulissen. Link: https://derballluegtnicht.com/2016/08/23/frust-ueber-das-system-sportdeutschland-teil-1/

Teil 2:Themen: Vorraussichtliche Fördersummen 2017,Leistungssportreform – Was bis heute bekannt ist, Die duale Karriere und der DOSB/ adh. Link: https://derballluegtnicht.com/2016/09/25/frust-ueber-das-system-sportdeutschland-teil-2/

Teil 3: Themen= die Dokumente zur Leistungssportreform, Die duale Karriere und das Eckpunktepapier des DOSB, Die Aufgabe der Laufbahnberater, Bildung und Spitzensport – Der studentische Spitzensport, Die Profilquote – Die Vor- und Nachteile, Förderung durch die Bundeswehr. Link: https://derballluegtnicht.com/2016/09/30/frust-ueber-das-system-sportdeutschland-teil-3-das-eckpunktepapier/

Links:

Kempe, R.(2016): Nichts außer Medaillen, Sendung: sport inside, wdr, Link: http://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/sport-inside/video-nichts-ausser-medaillen-100.html

Weinreich, J. (2016): Eckpunktepapier zur Neustrukturierung des deutschen Hochleistungssports und der Spitzensportförderung. URL: https://www.jensweinreich.de/2016/09/27/eckpunktepapier-zur-neustrukturierung-des-deutschen-hochleistungssports-und-der-spitzensportfoerderung/

Weinreich, J.(2016):Entwurf Attributsystem PotAS, Link: https://de.scribd.com/document/326766636/Entwurf-Attributsystem-PotAS#from_embed (Update am 10.10.2016)

Die Reform des deutschen Leistungssports (2016) – Das Eckpunktepapier und seine Folgen

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Gold Medaille (Photo: US Embassy Canada)

Teil 1: Themen=Ausbeute bei Olympia, die Athleten, das Strategiepapier, Die neuen Cluster 1-3, Kampf hinter den Kulissen. Link: https://derballluegtnicht.com/2016/08/23/frust-ueber-das-system-sportdeutschland-teil-1/

Teil 2:Themen: Vorraussichtliche Fördersummen 2017,Leistungssportreform – Was bis heute bekannt ist,  Die duale Karriere und der DOSB/ adh. Link: https://derballluegtnicht.com/2016/09/25/frust-ueber-das-system-sportdeutschland-teil-2/

Teil 3: Themen= die Dokumente zur Leistungssportreform, Die duale Karriere und das Eckpunktepapier des DOSB, Die Aufgabe der Laufbahnberater, Bildung und Spitzensport – Der studentische Spitzensport, Die Profilquote – Die Vor- und Nachteile, Förderung durch die Bundeswehr. Link: https://derballluegtnicht.com/2016/09/30/frust-ueber-das-system-sportdeutschland-teil-3-das-eckpunktepapier/

Teil 4: folgt diese Woche…

Frust über das System Sportdeutschland (Teil 3) – Das kontroverse Eckpunktepapier und erste Erkenntnisse

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Goldmedaillen Olympischen Spiele (@Tony Hisgett)

In diesem Teil werden einzelne Punkte des Eckpunktepapiers analysiert. Die grundlegenden Aussagen des Eckpunktepapiers sind wenig überraschend und wurden bereits in den vergangenen Tagen nach und nach veröffentlicht und am Mittwoch im Sportausschuss präsentiert. Innerhalb des Papiers gibt es Abschnitte, die es genauer zu betrachten gilt. Einige der Erkenntnisse des Eckpunktepapiers sind wichtig und werden nach langer Zeit nun endlich auch vom DOSB benannt (ein Fortschritt), jedoch gibt es auch Aussagen, die es zu überprüfen und kritisch zu hinterfragen gilt.

Dokument bereitgestellt von Jens Weinreich (www.jensweinreich.de)

Das Eckpunktepapier fordert sowohl von den Athleten, künftig ihre Titel- und Medaillenausbeute markant zu erhöhen als auch eine effektivere Förderung realistischer Medaillenhoffnungen. Diese Ziele sind insbesondere im Hinblick auf die weitreichenden Dopingskandale dieses Jahres irritierend, da davon auszugehen, dass in vielen Sportarten die aktuellen Medaillengewinner nicht selten mit illegalen Mitteln aufs Podium gelangt sind. Max Hartung sagt dazu:

Ich empfinde bei allen Medaillenforderungen, gerade nach dem Russland-Skandal, einen faden Beigeschmack. In der jetzigen Situation finde ich es unverantwortlich, hohe Medaillenziele zu setzen und damit den Verband, den Verein, alle bis runter zum einzelnen Sportler existentiell unter Druck zu setzen. Zumal wir in Deutschland ganz sicher nicht den Erfolg um jeden Preis wollen, das hat auch unser Bundespräsident beim Empfang der Olympiamannschaft am Römer sehr schön gesagt“ (Dreis (FAZ), 2016).

Wieso diese medaillenorientierte Zielsetzung? Sollte ein neues deutsches System im Jahr der weltweiten Sportskandale (z.B. FIFA, IOC, Russland, TUEs (medizinischen Ausnahmegenehmigungen für Substanzen) usw.) nicht andere Ziele verfolgen? Ist es nicht Ziel, einen ehrgeizigen und sauberen Sportler zu fördern, der nach eigenen Bestleistungen strebt und das Land durch ein positives und sauberes Bild präsentiert? Der sich über einen 8. Platz genauso freut wie über eine Goldmedaille, auch wenn er keine Chance auf das Podium hatte? Auch die Achte/ der Achte der Welt kann ein Vorbild einer ganzen Nation sein, wenn es dafür eine Bühne gibt und Unterstützung gegeben ist.

Sollte eine neues Fördersystem nicht genau deshalb andere Ziele definieren als die der 70er Jahre, des kalten Krieges und der DDR? Auch dort ging es alleinig um Medaillengewinne um jeden Preis. Deutschland macht westliche Sportnationen zu Vorbildnationen, die nachweislich nicht sauber waren und sind.

Das Ziel, den Athleten in den Mittelpunkt der Förderung zu stellen, ist durch das neue Programm nicht ernsthaft zu erkennen. Zwar wird dies eindeutig propagiert, jedoch fehlen dafür die inhaltlichen Ideen und Zielvorstellungen. Eine ernsthafte, direkte und klare subjektorientierte Förderung von Spitzensportlern ist weiterhin nicht zu erkennen. Vielmehr wird weiterhin daran festgehalten, die Athleten über viele verschiedene Institutionen und Positionen zu fördern, sodass ein Großteil der finanziellen Förderungen gar nicht mehr beim Athleten ankommt. Die einfache und nicht abwegige Idee des Athletensprechers Hartung ist es:

„Zum Beispiel das Budget der Deutschen Sporthilfe zu verdoppeln. Das könnte man ja einfach mal machen, dann würde es den Sportlern besser gehen. Das würde direkt ankommen“ (Dreis (FAZ), 2016).

Die Sporthilfe ist eine der wenigen Institutionen innerhalb der deutschen Spitzensportförderung, die in den letzten Jahren durch ihre effektive subjektorientierte Förderung sowohl bei den Athleten als auch der Öffentlichkeit überzeugt hat. Besonders die große Transparenz der Deutschen Sporthilfe grenzt die Stiftung deutlich vom DOSB ab.

Die duale Karriere und das Eckpunktepapier des DOSB

Dokument bereitgestellt von Jens Weinreich (www.jensweinreich.de)

Max Hartung hat am Donnerstag im Interview mit der FAZ die duale Karriere als den Anker für viele Spitzensportler hervorgehoben. Die duale Karriere liefert einen Ausgleich, gibt dem Sportler eine erfüllende Aufgabe nach der aktiven Karriere.

„Ja, das gibt eine unheimliche Sicherheit, und es hat mir vor allem aus dem Loch geholfen nach den Olympischen Spielen. Ich wollte in Rio unbedingt eine Medaille gewinnen. Und war nach dem frühen Aus auch echt betrübt. Aber als ich wieder hier war, ging es weiter mit der Bachelor-Arbeit. (…) Ich glaube, dass es ein gutes Gefühl gibt, wenn man weiß, ich habe noch ein anderes Feld, auf dem ich gut bin. Mir persönlich hat das sehr geholfen. Aber man muss es so integrieren, dass das jeweils andere nicht leidet. Bei mir hat es mit Einschränkung geklappt. Aber es war auch eine sehr harte Zeit. Ich habe mein Studium in der Regelstudienzeit durchgezogen “ (Dreis (FAZ), 2016).

Selbstverständlich ist eine duale Karriere kein Selbstläufer. Niemand, der bereits schon mal einer duale Karriere/ Ausbildung nachgegangen ist, weiß wie anstrengend ein solches Unterfangen sein kann. Jedoch auch Hartung erkennt, dass Spitzensport ohne eine berufliche Absicherung in Deutschland nicht möglich ist. Es wäre unverantwortlich und biographischer Selbstmord. Auch deshalb ist es so wichtig, die duale Karriere intensiv zu fördern. Speziell in den letzten Jahren wurde dies vom DOSB und den Verbänden versäumt. Es wurden keine hauptamtlichen Stellen zur Unterstützung von dualen Karrieren (z.B. studentischen Spitzensportlern) geschaffen. Das Eckpunktepapier betont nun abermals die Bedeutung der dualen Karriere für den Spitzensport und liefert Aussagen zur aktuellen Situation und der zukünftigen Ausrichtung. Einzelne Aussagen des Eckpunktepapiers werden nun analysiert und überprüft.

Die Aufgabe der Laufbahnberater

Hinsichtlich der Beratung der Athleten durch die Laufbahnberater erkennt das Eckpunktepapier richtigerweise:

„Es fehlt an einer langfristig angelegten Planung aus einer Hand; die Zielstellung, dass Laufbahnberater (LBB) Wegbegleiter der Dualen Karriere vom Zeitpunkt des leistungssportlichen Einstiegs bis hin zur nachsportlichen Karrierebetreuung sind, wird oftmals verfehlt. LBB an den einzelnen Olympiastützpunkten haben zu viele Athleten zu betreuen. Eine qualitativ hochwertige Betreuung ist daher wegen fehlender Kapazitäten oft nicht möglich. Es gibt keine einheitlichen bundesweiten Standards zur Sicherstellung einer qualitativ gleichermaßen hochwertigen Beratung. Insbesondere fehlt es an einer flächendeckenden bundesweiten Sichtweise und Kenntnis auch überregional bestehender Angebote.“

Diese Erkenntnis ist wichtig und wird schon seit Jahren von vielen anerkannten Wissenschaftlern bemängelt, jedoch fehlt es besonders an Lösungsvorschlägen seitens des Sports und in diesem Papier. Später in den Lösungsvorschlägen des Papiers wird folgendes auf Grund der zuvor präsentierten Erkenntnisse zum Laufbahnberater präsentiert:

„Lösungsvorschläge: a) Verbindliche Einführung einer langfristigen, individuellen Planung der Dualen Karriere. Ziel ist das Entwickeln und Vorhalten des komplexen und verbindlichen Angebots eines geschlossenen Systems, aus dem, koordiniert durch den LBB, ein individuell angepasstes Maßnahmen-„Bündel“ für den einzelnen Athleten „geschnürt“, d.h. geplant und umgesetzt wird. Voraussetzungen dafür sind u.a.:

  • die Weiterentwicklung / Präzisierung nationaler Standards zur Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen und individuellen Beratung,
  • die Betreuung der benannten Athleten durch die LBB an den Olympiastützpunkten mit dem Ziel einer langfristigen, individuellen Karriereplanung sowie eine Standardisierung der Planungsbestandteile und -abläufe. Erforderlich ist eine turnusgemäße Präzisierung / Aktualisierung dieser Karriereplanung,
  • der Ausbau der zentralen Steuerung durch den Aufbau einer Informationsstelle der Laufbahnberatung im DOSB, unter Beibehaltung der regionalen Verankerung an den Olympiastützpunkten. Sie sollte die Herstellung einer bundesweiten Sicht und die Kenntnisvermittlung auch überregional bestehender Angebote gewährleisten,
  • die perspektivische Differenzierung der Kadersportler. Die „Qualität“ der Förderung (Höhe, Intensität, Quantität) wird sich künftig stärker an der Perspektive der Athleten orientieren“ (Eckpunktepapier DOSB, 2016).

Mit Blick auf die Vielzahl an Serviceleistungen durch den Laufbahnberater führt das Missverhältnis zwischen der nur begrenzten Anzahl von Laufbahnberatern („nahezu 30“) (Deutscher Bundestag, 2010d, 42) und mehreren tausend A- bis C-Kaderathleten an den Olympiastützpunkten (auch nach der neuen Aufteilung der Kaderathleten) zu einem ausufernden Tätigkeitsumfang der Berater mit schlussendlicher Überforderung. Eine Lösung dieses Problems wird in dem Eckpunktpapier nicht geliefert. Vielmehr wird später im gleichen Papier folgendes Ziel formuliert:

„die Betreuung der (…) Athleten durch die LBB an den Olympiastützpunkten mit dem Ziel einer langfristigen, individuellen Karriereplanung sowie eine Standardisierung der Planungsbestandteile und -abläufe. Erforderlich ist eine turnusgemäße Präzisierung / Aktualisierung dieser Karriereplanung.“ (Eckpunktepapier DOSB, 2016).

Hier stellt sich eine für das Fördersystem entscheidende Frage: Wie soll dies konkret geschehen und wie sollen die wenigen Laufbahnberater auf die unterschiedlichen Gruppen an Spitzensportlern und deren individuelle Karrieremöglichkeiten eingehen?

  • Überlassen sie dem einzelnen Sportler die Entscheidung über eine duale Karriere?
  • Präferieren die Laufbahnberater bestimmte duale Karrieren aufgrund der spitzensportlichen Erfolgsaussichten (drängen sie Athleten in die Bundeswehr)?
  • Stellen sie für die vielen unterschiedlichen Karrieremöglichkeiten genug Expertise zur Verfügung?
  • Sind sie aufgrund der hohen Athletenzahl mit ihrer Schnittstellenfunktion überfordert?
  • Wie gehen die Stützpunktberater mit den Bedürfnissen der studentischen Spitzensportler um?
    • Sind ihnen die Gegebenheiten an den Universitäten vertraut?
    • Haben sie selbst studiert und kennen damit die spezifischen Belastungen eines Hochschulstudiums?
    • Kennen sie die speziellen Bedingungen der im Einzugsgebiet befindlichen Universitäten?
    • Sind ihnen die Grundvoraussetzungen für die einzelnen Studiengänge und Universitäten (Prüfungsordnungen, Studienordnungen, usw.) geläufig?
    • Kennen die Laufbahnberater die neuen Bachelor- und Masterstudiengänge?
    • Können sie auf ein aktives Netzwerk innerhalb der Universitäten zurückgreifen? (Bendrich, 2015,123)

Bildung und Spitzensport – Der studentische Spitzensport

„In den Bereichen Schule, Hochschule und Unternehmen mangelt es an flexiblen Regelungen, die es ermöglichen, gleichzeitig eine schulische/berufliche und leistungssportliche Karriere zu beschreiten“ (Eckpunktepapier DOSB, 2016).

Hier lässt sich abermals eine widersprüchliche Denkweise seitens des DOSB erkennenà „Der DOSB als Dachverband und Koordinator des deutschen Leistungssports, der seinen Fokus aktuell auf die duale Karriere von Nachwuchssportlern bis zum Abitur gelegt hat, zeigt bis heute wenig Interesse am studentischen Spitzensport. Es reicht nicht, den studentischen Spitzensport als integralen Teil der Sportförderung zu benennen, ihn dann brach liegen zu lassen und dem geringfinanzierten, im Spitzensport relativ einflussarmen und eher dem Breitensport zugewendeten Hochschulsportverband adh zu überlassen. Auch die Fachverbände haben bis heute weder Konzepte noch hauptamtliche Spezialstellen zur Unterstützung der dualen Karriere entwickelt und entziehen sich so ihrer sozialen Verantwortung gegenüber ihren Athleten. Eine intensivere und effektivere Förderung des studentischen Spitzensports würde auf Seiten aller Verbände bedeuten, in Zukunft Opfer zu bringen, Kompetenzen und auch finanzielle Mittel zugunsten hauptamtlicher Beraterstellen an das Hochschulsystem abzugeben. Es ist die Aufgabe des organisierten Spitzensports und des Staates und weniger der Universitäten, die duale Karriere der studentischen Spitzensportler finanziell zu unterstützen. Der Verlust von Studenten im Spitzensport führt zum Verlust außergewöhnlicher Talente. Neben den Hochschulen selbst kann nur ein Strategiewechsel der Verbände und des DOSB für den studentischen Spitzensport eine Veränderung herbeiführen. Ohne dieses Umdenken wird sich an den Strukturen des studentischen Spitzensports wenig ändern. Den Verbänden muss ihre zukünftige Abhängigkeit von den studentischen Spitzensportlern bewusst werden. Ignorieren sie diesen wichtigen Personenkreis im Spitzensport weiterhin, wird sich das Inklusionsproblem der studentischen Spitzensportler nicht lösen lassen, das „Drop-Out“-Phänomen bestehen bleiben oder sich abermals vergrößern. Viele Athleten würden sich konsequenterweise für die Zukunftsabsicherung akademische Karriere entscheiden, anstatt sich dem individuellen Risiko Spitzensport auszusetzen. Der Hochleistungssport selbst ist gefordert, dem Verlust von Talenten entgegenzuarbeiten, denn er und nicht die Hochschulen werden zukünftig unter der Einbuße von Talenten leiden. Die Verbände müssen erkennen, dass sie den Universitäten Kompetenzen, Verantwortungen und finanzielle Mittel übertragen müssen, auch wenn dies bedeutet, dass die einzelnen Verbände dadurch Aufgaben und gleichzeitig Macht und Einfluss verlieren. Tun sie dies nicht, sind die Folgen für den Spitzensport eklatant“ (Bendrich, 2015, 410).

Die Profilquote – Die Vor- und Nachteile

„Zudem ist eine flächendeckende Profilquote, die sicherstellt, dass Athleten das von ihnen gewünschte Studium in jedem Land und damit in der Nähe des geeignetsten Trainingsortes durchführen können, noch nicht realisiert. Lediglich acht Bundesländer haben eine solche Profilquote“ (Eckpunktepapier DOSB, 2016).

In den Lösungsvorschlägen ist dann folgender Satz zu finden: „Lösungsvorschläge: Empfohlen wird die Einführung einer „Hochschul-Profilquote“ in allen 16 Ländern, die sowohl für Bachelor- als auch für Masterstudiengänge greift (bevorrechtigte Zulassung für Spitzensportler bei der Studienimmatrikulation)“ (Eckpunktepapier DOSB, 2016).

 Dies gilt es zunächst wissenschaftlich zu überprüfen. So glauben Verbände und der DOSB, dass sich die Chancen für die Athleten aufgrund der eingeführten Profilquote verbessern. In der Praxis jedoch erschweren die Quoten Studentensekretariaten häufig die Zuteilung der gewünschten Studienfächer aufgrund der festgelegten Prozentsätze erheblich; es kommt dadurch an einigen Standorten zu einer Umkehrung des Vorteils in einen Nachteil und die studentischen Spitzensportler können nicht den gewünschten Studiengang antreten. Auch aus diesem Grund sollten diese Phänomene zukünftig näher beleuchtet und analysiert werden.

Förderung durch die Bundeswehr

„Schließlich werden die vorhandenen etwa 1.200 staatlichen Sportförderstellen bei Bundeswehr, Bundespolizei, Landesbehörden, Zoll und weiteren Partnern nicht optimal besetzt und genutzt:

  • Bei der Vergabe der Sportförderstellen erfolgt keine konsequente Priorisierung zugunsten der perspektivreichsten Athleten.
  • Auch bei der Prüfung der Verlängerung einer Sportförderstelle fehlt es an einer Evaluation dahingehend, dass Athleten, die kein „Medaillenpotenzial“ haben, eine Sportförderstelle wieder aberkannt wird“ (Eckpunktepapier, 2016).

Die aktuelle Förderung innerhalb der Bundeswehr ist nicht dafür bekannt, dass sie die Persönlichkeiten der Athleten in besonderem Maße weiterentwickelt und sie zu mündigen Athleten formt. Doch genau an dieser und anderen Fördermaßnahmen (um die 30 Mio. Euro) wird weiterhin festgehalten bzw. werden diese noch intensiviert. Ob die militärischen Berufsangebote noch zur Mehrzahl der Athleten passen, beantwortet das Strategiepapier nicht. Auch zur biographischen Absicherung trägt diese Art der Förderung nicht bei, da die meisten Athleten für den Spitzensport von militärischen Übungen und Ausbildungen freigestellt werden. Nun sollen diese Stellen in Zukunft besonders den Medaillenhoffnungen zu Gute kommen und alleinig vom sportlichen Erfolg abhängen.

Das „Scheinsoldatentum“ hat auch so auch Einfluss auf andere Lebensbereiche und schlussendlich auch auf die sportliche Leistungsfähigkeit. Bis vor 5 Jahren war ein paralleles Hochschulstudium in der Bundeswehr nicht gestattet (vgl. Bundeswehr, 2011, 8) und bis heute ist es lediglich unter bestimmten Voraussetzungen möglich (wenn sie mit Sport, Dienst und schlussendlich mit den Sichtweisen der Vorgesetzten (Trainer, Bundeswehr) vereinbar sind). Bis 2010 war eine Berufsausbildung bei einer Verpflichtungsdauer von unter 8 Jahren prinzipiell nicht möglich (vgl. Kuhlen/ Sarsky, 2009, 8). Seit 2010 gibt es die Möglichkeit von leistungssportgerechter Ausbildung/ Studium durch die Bundeswehr (vgl. Bundeswehr, 2013, 9), die wiederum unterstreicht: “Hierbei haben die Terminsetzungen des Dienstherrn Bundeswehr, insbesondere für die militärischen Ausbildungsgänge, als auch die sportfachlichen Vorgaben der Spitzenverbände Priorität“ (Bundeswehr, 2013, 5) (Bendrich, 2015, 89). Doch viel erschreckender ist folgender Satz des Eckpunktepapiers:

Auch bei der Prüfung der Verlängerung einer Sportförderstelle fehlt es an einer Evaluation dahingehend, dass Athleten, die kein „Medaillenpotenzial“ haben, eine Sportförderstelle wieder aberkannt wird“.

Damit wird deutlich, welchem Druck die Athleten ausgesetzt werden. Liefern sie nicht, soll die Förderung gestrichen werden. Das Gewinnen um jeden Preis wird damit forciert und es ist ein eindeutiger Beweis, dass Spitzensport in Deutschland zum Medaillensport verkommt und den Athleten zum Mittel des Zwecks degradiert.

Fortsetzung (Teil 4) folgt nächste Woche.

 

Dokument bereitgestellt von Jens Weinreich (www.jensweinreich.de)

 

Links zum Text:

 

Bundeswehr (2013): Spitzensportförderung in der Bundeswehr-Basisinformation. URL: http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=2&cad=rja&ved=0CDYQFjAB&url=http%3A%2F%2Fwww.bundeswehr.de%2Fresource%2Fresource%2FMzEzNTM4MmUzMzMyMmUzMTM1MzMyZTM2MzEzMDMwMzAzMDMwMzAzMDY4NjUzNzM5Mzc2MTZjNjIyMDIwMjAyMDIw%2FBasisInfo_zur_Spitzensportfoerderung_neu_Bw.pdf&ei=nH_yUZLZLInDswaV6oGABQ&usg=AFQjCNFJY4dAkSxvyhuomANhzUZLstihLw&bvm=bv.49784469,d.Yms

Kuhlen, A., Sarsky, K. (2009): Bundeswehr, Bundespolizei oder Zoll? Was soll ich tun? Behördenbericht Olympiastützpunkt Bayern veröffentlicht durch Olympiastützpunkt Rheinland, URL: http://www.osp-rheinland.de/fileadmin/templates/user_upload/pdf/behoerdenbericht_osp_bayern.pdf, Zugriff: 30.09.2012.

DOSB (2016): Eckpunktepapier Leistungssportreform 26.09.2016[1], Bereitgestellt von: Jens Weinreich, URL: https://de.scribd.com/document/325503278/Eckpunktepapier-Leistungssportreform-26-09-2016-1#from_embed

Dreis, A.(2016): „Derzeit unverantwortlich, hohe Medaillenziele zu setzen“, IN: FAZ, Interview mit Max Hartung, URL: http://www.faz.net/aktuell/sport/mehr-sport/fechter-max-hartung-ueber-leistungssport-studium-und-geld-14457722.html.

Bendrich, B. (2015): Studentischer Spitzensport zwischen Resignation, Mythos und Aufbruch, Optimus Verlag.

Weinreich, J. (2016): Eckpunktepapier zur Neustrukturierung des deutschen Hochleistungssports und der Spitzensportförderung. URL: https://www.jensweinreich.de/2016/09/27/eckpunktepapier-zur-neustrukturierung-des-deutschen-hochleistungssports-und-der-spitzensportfoerderung/

Foto: John Hisgett , URL: https://www.flickr.com/photos/hisgett/6481423559/