Deutsche Olympiabewerbungen: PR-Spektakel und Verzerrung der Realität – Grundlagen für einen demokratischen Entscheidungsprozess? 

Liebe Münchner, liebe Berliner, liebe Hamburger, liebe Ruhrpottler,  

Die aktuellen Werbekampagnen der jeweiligen Städte/Regionen sowie des DOSB erzeugen große Skepsis, da die Informationsbroschüren und Kampagnen signifikante Defizite in Bezug auf die Auswirkungen der Olympischen Spiele aufweisen. In der Tat lässt sich sogar von einer gewissen politischen Skrupellosigkeit sprechen, da entscheidende Argumente gegen eine Ausrichtung weder explizit erwähnt noch indirekt in Form von Nebensätzen angeführt werden. Gleichzeitig spricht z. B. der Münchner Rat von „transparenter Kommunikation und (einer) umfassenden Einbeziehung der Bevölkerung“. Gleiches suggeriert der „Olympi-O-Mat“ des DOSB, der eine Anspielung auf den „Wahl-O-Mat” ist. Letzterer stellt die Programme aller Parteien vor einer Bundestagswahl neutral gegenüber. Der DOSB missbraucht das Vertrauen in dieses Medium, indem er mit seinem eigenen Online-Abstimmungstool „Olympi-O-Mat“ durch Struktur und Design eine neutrale Position suggeriert, die Teilnehmer*innen beim Durchklicken jedoch lediglich über positive Effekte der Olympischen Spiele informiert oder ihnen Fragen stellt, die sie zu der Aussage „100 % für Olympia“ verleiten. Liegt hier vorsätzliche Täuschung vor? Diese Vorgehensweisen sollte der organisierte Sport nicht anwenden, da sie die eigene Glaubwürdigkeit massiv untergraben. 

Im Folgenden möchte ich darlegen, warum das Vorgehen in München und das vom DOSB Empörung auslösen. Zunächst ist festzuhalten, dass ich als Sportwissenschaftler und Breitensportler Sportveranstaltungen positiv gegenüberstehe. Eine deutsche Ausrichtung ist aus Sicht der Sportwissenschaft positiv zu sehen, da diese trotz ihrer gesellschaftlichen Relevanz – von Spitzensport über Gesundheit, Bildung hin zu sozialen Herausforderungen – chronisch unterfinanziert ist, und mit mangelnder Wertschätzung sowie dem fehlenden Austausch zwischen Wissenschaft, Sportorganisationen und Entscheidungsträgern kämpft. Ein solches Event könnte zu einem größeren Fokus verhelfen. 

Zudem ist es für jede*n einzelne*n Kaderathlet*in, möglicherweise vor der eigenen Familie und all den Freunden, in einem solch bedeutenden Weltsportereignis aktiv zu sein, ein unglaublich aufregendes Erlebnis, das durch einen Erfolg noch intensiviert werden kann. Jedem einzelnen Athlet*in, der sich heute unter den schweren Bedingungen, in Deutschland entscheidet, einer spitzensportlichen Karriere in Form einer dualen Karriere nachzugehen, sei dieses herausragende Erlebnis gegönnt. Die alltäglichen Belastungen und Herausforderungen, denen ein/ eine Spitzensportler*in ausgesetzt ist, in Kombination mit der psychischen Belastung, fortwährend sportliche Höchstleistungen erbringen zu müssen, sind signifikant. Des Weiteren ist zu berücksichtigen, dass viele deutsche Athletinnen parallel eine Berufsausbildung bzw. ein Studium absolvieren, welches durch einen hohen qualitativen Anspruch gekennzeichnet ist. Infolgedessen sehen sich diese Athletinnen einer permanenten Doppelbelastung ausgesetzt und haben mit den Erwartungen unterschiedlicher gesellschaftlicher Teilsysteme zu kämpfen. Es ärgert, dass der deutsche Sport bis heute so wenig Profit aus den vielen tollen Persönlichkeiten im Sport schlägt. Ihre Leistungen sind beeindruckend – wer wünscht diesen Athlet*innen nicht eine möglichst hohe öffentliche Aufmerksamkeit und Wertschätzung? Falls die Entscheidung fällt, die Olympischen Spiele nach Deutschland zu vergeben, bin ich auf jeden Fall dabei, die Athlet*innen anzufeuern. 

Doch die Bewerbungen der deutschen Städte sind bei wichtigen Punkten problematisch. Sowohl der DOSB (mit seinen Olympi-O-Mat und seiner digitalen Informationskampagne „Dafür sein ist alles”) als auch die einzelnen deutschen Städte agieren nicht mit der erforderlichen Ehrlichkeit, Offenheit und Skepsis gegenüber den Olympischen Spielen und besonders dem IOC.  

Z.B. die Empfehlung des Deutschen Alpenvereins München, den sogenannten „Olympi-O-Mat“ zu nutzen, um “die wichtigsten Argumente und Informationen” bezüglich einer möglichen Olympiabewerbung zu erhalten, ist problematisch. Werden Inhalte vorenthalten, wie im Falle der Werbekampagne des DOSB, kommt es zu einer Verzerrung des Willensbildungsprozesses. In Bezug auf den Olympi-O-Mat warte ich nur auf diejenigen, die das Tool herunterreden, nachdem es detailliert analysiert wurde. „Das darf man ja alles nicht so ernst nehmen“ und so weiter. Aber schauen wir uns das Tool doch einmal genauer an! Der Olympi-O-Mat ist nicht, wie suggeriert, ein neutrales Informationstool, sondern vielmehr ein überzeugungsorientiertes, meinungsmachendes Instrument, das wichtige Informationen außer Acht lässt und beeinflussend wirkt. Zunächst einmal verstößt die Konstruktion gegen die Grundprinzipien der Neutralität und der qualitativen Sozialforschung. Klar, vielleicht war das von Anfang an auch gar nicht das Ziel, aber dieses Tool suggeriert allein durch seinen Namen Neutralität. Zudem reicht es, Folgendes von der Startseite des Tools zu zitieren: „Du bist noch unsicher, ob Olympische und Paralympische Spiele in Deutschland tatsächlich einen Mehrwert für dich haben? Der Olympi-O-Mat soll dich dabei unterstützen, eine Antwort auf diese persönliche Frage zu finden. Entdecke die wichtigsten Argumente und bilde dir deine Meinung, der Olympi-O-Mat ist ein Informationsangebot des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB).“ Doch der Olympi-O-Mat ist kein Informationsangebot, sondern lediglich ein PR-Instrument. Das Ziel ist eindeutig: Die Teilnehmer*innen sollen durch die Gestaltung, die Themenauswahl und das Framing zu einer generellen Zustimmung gebracht werden. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema „Olympische Spiele” findet erst gar nicht statt. 

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The Olympic Games – The Perfected Shell Game (Infographic)

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Also read: The Vicious Cycle of the Olympic Movement – How the Current Power Structures Oppress Athlete https://derballluegtnicht.com/2021/07/23/ioc-power-structures/

German and international athletes within the power structures of elite sports- breaking the barrier of neglect – #ptg2019

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Implictaions for the future (selection)

implications for the future

 

The Rule 40 decision in Germany

To read everything about the Rule40 decision – click here

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The Disconnection of athletes commissions around the world and the IOCAC

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Full presentation download here

Presentation Benjamin Bendrich – Play the Game 2019 – Colorado Springs FINAL

Caster Semenya vs. IAAF

Ein Zeitstrahl

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Die IAAF verpflichtet Läuferinnen mit intersexuellen Anlagen, einen Testosterongehalt von fünf Nanomol pro Liter Blut nicht zu überschreiten. Nach Angaben der IAAF soll ein Wettbewerbsvorteil verhindert werden. Um weiter an Wettkämpfen teilnehmen zu können, müssten sich Athletinnen wie die zweimalige Olympiasiegerin Semenya einer Hormontherapie unterziehen, um ihre Testosteronwerte zu senken. Sie lehnt dies ab und geht gegen die Entscheidung vor. Eine ausführliche Analyse zum Fall Semenya gibt es demnächst auf http://www.derballluegtnicht.com und http://www.derballluegtnicht.de

IOC President Thomas Bach answers question about athletes‘ representation at the Athletes Forum 2019

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High Quality Download (for Reading) Bach Statement

An extensive article about rule 4O of the Olympic Charta and the decision of the German Cartel Office that changes need to be made to allow athletes to profit from the Games can be read here. The article is written in English and in parts written in note form. It was first published on www.derballluegtnicht.com .

Athletes‘ Rights in 2018: Indentured Servitude in Global Elite Sports – Rule 40 as a Textbook Example – Athletenrechte in 2018 (UPDATE)

Der olympische Teufelskreis – Wer kann ihn durchbrechen?

John Carlos antwortete auf die Frage, warum es die Olympischen Spiele nur alle vier Jahre gäbe: „Damit das IOC all das Geld auch zählen kann“. Carlos selbst Olympionike und Menschenrechtler wurde nach seiner Protestaktion (Er und sein Teamkollege Smith streckten während der Siegerehrung ihre Faust nach oben, das damalige Symbol der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung Black Power-Bewegung) zusammen mit seinem Teamkameraden Tommie Smith von den Olympischen Spielen 1968 ausgeschlossen. Carlos, dessen Protest sich gegen die Diskriminierung der afro-amerikanischen Bevölkerung richtete, wurde bei den Spielen 1968 zunächst als Vaterlandsverräter betitelt, gilt heute jedoch als einer der bedeutendsten und anerkanntesten politischen Aktivisten in der US-amerikanischen Sportgeschichte. Wieviel Wahrheit steckt hinter seiner Aussage?

Das System Olympia 

Das Olympische Komitee sieht die Olympischen Spiele als den Motor des Friedens, die olympische Bewegung als Triebwerk, Menschen aus aller Welt zusammenzubringen. Es ist eine Bewegung mit noblen Absichten, die für das IOC als Legitimationsfassade dienen. Schaut sich ein aktiver Spitzensportler die aktuelle Konstruktion des weltweit größten sportlichen Wettkampfes und die Strukturen des Organisators an, so muss er desillusioniert an die Worte von John Carlos zurückdenken. Der Sport ist ein Geschäft, es geht es um viel Geld. Wo sind innerhalb dieses Konstrukts noch positive Veränderungen möglich und wer kann diese Veränderungen herbeiführen?

Durch aktuelle Entscheidungen und Skandale ist der Schaden für die olympische Idee bzw. olympische Marke, für manche vielleicht überraschend, überschaubar. Historisch gesehen ist der olympische Sport schon immer ein Spektakel, ein Schauspiel mit Skandalen, das an einen modernen Gladiatorenkampf erinnert. Dies hat auch innerhalb des Anti-Dopingkampfes, zweifelsohne schon seit Jahrzehnten, zu einer Entkopplung vom Gesagten und dem Handeln geführt. Diese Entkopplung dient dazu das Narrativ des sauberen Sports (auf der Formalstruktur) in der Öffentlichkeit zu sichern. Die tatsächliche Ineffektivität dieses Kampfes auf der Aktivitätsebene scheint für den Großteil des Konstellationsakteurs Zuschauer unerheblich. Zwar werden positive Dopingtests der Spitzensportler in der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen und diskutiert, jedoch führen sie bis heute nicht dazu, dass sich die Zuschauer in großen Zahlen vom Sport abwenden. Das Problem: Viel eher festigt sich unter den Fans die fatale Annahme, dass ohnehin alle Spitzensportler gedopt sind und somit wieder ein ausgeglichener Wettkampf möglich ist. Dies hat zudem zur Folge, dass es einerseits ehrliche Athleten nicht gelingt ihre Sauberkeit mit Hilfe von Dopingkontrollen zu beweisen, andererseits dopende Athleten häufig das Know-How besitzen, eine positive Dopingprobe zu vermeiden.

 Die Russlandaffäre – Skandale als Geschäftsmodell 

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Hinsichtlich der Russlandaffäre, dem wohl größten Dopingskandal der olympischen Geschichte, kann im Rückblick festgestellt werden, dass die Betrüger – besonders die im Hintergrund agierende hochrangigen Funktionäre – nicht belangt werden und eine vollständige Wiederaufnahme Russlands durch das IOC demnächst vollzogen wird. Zudem beweisen die neuen Erkenntnisse zu den Dopingtests bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang, dass Weiterlesen „Der olympische Teufelskreis – Wer kann ihn durchbrechen?“

Pyeongchang 2018 – The Olympic Doping Saga Continues

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