Shut up and dribble? Sportler*innen und die US-Wahl 2024

In einer bemerkenswerten Wendung der Ereignisse haben zwei der größten Zeitungen der Vereinigten Staaten, die Washington Post und die Los Angeles Times, ihre ursprünglichen Pläne, eine Kandidatin bzw. einen Kandidaten zu unterstützen, geändert. In beiden Fällen wurde seitens der Eigentümer der Zeitungen entschieden, einen Leitartikel, der sich für die Unterstützung von Kamala Harris aussprach, nicht zu veröffentlichen. Dabei hatte die Washington Post z.B. Jahrzehnte damit verbracht, ihren Lesern zu versichern, dass sie sich nicht von den Mächtigen beeinflussen lässt, dass man ihr vertrauen kann und sie unabhängig berichtet. Die Entwicklungen der letzten Woche haben jedoch gezeigt, dass Jeff Bezos die Redaktion massiv beeinflusst, die Marke nachhaltig beschädigt und das Vertrauen der Leserinnen und Leser untergraben hat. Diese Entwicklungen tragen zu einem weiteren beträchtlichen Reputations- und Glaubwürdigkeitsverlust aller Medien bei, da diese Beispiele das Vorurteil bedienen, dass Zeitungen nicht unabhängig agieren. Die ohnehin prekäre Lage der Medien wird dadurch weiter verschärft.

In diesem Kontext stellt sich die Frage, wie sich die aktuelle Situation in der Sportwelt darstellt. Die politischen Äußerungen oder Nicht-Äußerungen von Sportler*innen geben Aufschluss über die Veränderungen des gesellschaftlichen Klimas in den USA. Sowohl Donald Trump als auch Kamala Harris erhalten öffentliche Unterstützung von Sportler*innen, wobei der Großteil dieser Unterstützung von ehemaligen Sportler*innen stammt. In dieser Hinsicht lässt sich ein signifikanter Unterschied zu den Wahlen im Jahr 2020 feststellen. Gleichwohl gibt es nach wie vor prominente Sportler*innen aus der ersten Riege, die sich klar für einen Kandidaten aussprechen. An erster Stelle sind hier die beiden Golden State Warriors, Steph Curry und sein Trainer Steve Kerr, zu nennen, die ihre Unterstützung der aktuellen Vizepräsidentin zusicherten. Die öffentliche Unterstützung von Sportler*innen für politische Kandidaten erfolgt in der Regel durch Videos oder Live-Ansprachen. Ein Beispiel hierfür ist das Unterstützungsvideo von Steph Curry während der DNC sowie die Live-Rede von Steve Kerr. Beide positionierten sich eindeutig, öffentlichkeitswirksam und frühzeitig. In den vergangenen Tagen hat Gregg Popovich für Aufsehen gesorgt, indem er während einer Pressekonferenz seine starke Abneigung gegenüber Trump nachdrücklich untermauerte. Damit hat er Kerrs Ausführungen ergänzt.

Auch in diesem Wahlkampf spielt Sport eine Rolle, wenngleich nicht die entscheidende, so doch möglicherweise die ausschlaggebende. Erst im September hat die Harris-Kampagne die Initiative „Athletes for Harris“ ins Leben gerufen, deren Mitglieder fast ausnahmslos ehemalige Spieler sind. Zu den Mitgliedern gehören ehemalige Spitzensportler wie Magic Johnson, Billie Jean King, Ali Krieger, Candice Parker, Dawn Staley und der noch aktive ehemalige NBPA-Gewerkschaftspräsident und NBA-All Star Chris Paul.

Im Hinblick auf die Präsidentschaftswahlen in den USA hat sich LeBron James, das Aushängeschild der NBA, der in den vergangenen Jahren immer die demokratischen Kandidaten unterstützt hat, gestern mit einem Post und einem Video inklusive der Trump-Rallye im Madison Square Garden klar positioniert. James hatte den ehemaligen Präsidenten Trump bereits als „Penner“ bezeichnet. So ist es nicht verwunderlich, dass James in den letzten Tagen des Wahlkampfes dazu aufruft, Harris als Präsidentschaftskandidatin zu unterstützen. Ob seine Stimme allerdings einen wirklichen Mehrwert bringen wird, bleibt abzuwarten. Es lässt sich feststellen, dass James den Namen Harris als weniger bekannte politische Persönlichkeit abermals ins öffentliche Bewusstsein rückt. Weitere prominente Befürworterinnen und Befürworter für Harris sind die Mitglieder der Frauen-Basketball-Nationalmannschaft, die sich eindeutig bei den Olympischen Spielen zu Wort meldeten und die Wahl von Kamala Harris als alternativlos bezeichneten.

Die WNBA als Ganzes kann als interessantes und wichtiges Fallbeispiel bezeichnet werden, das für viele männliche Kollegen eine Vorbildfunktion im Hinblick auf Athletenaktivismus einnimmt. So haben sich auch dieses Jahr die Seattle Storm als einziges Team öffentlich für die Wahl von Harris ausgesprochen. Die WNBA ist wahrscheinlich die politisch engagierteste Profi-Sportliga der Welt, was ihr auch marketingtechnisch erstaunlich geholfen hat. Es kann konstatiert werden, dass der politische Aktivismus ihrer Spieler*innen einer der Gründe für die stark wachsende Popularität war. Sie trugen auch wesentlich zu politischen Erfolgen bei, wie z.B. Reverend Warnock in Georgia, der schließlich zum Wahlsieg von Joe Biden führte.

Weiterlesen „Shut up and dribble? Sportler*innen und die US-Wahl 2024“

Der Re-Start der BBL und Athletenrechte

bbl-copy-titel_46847959

Trotz erheblicher Kritik aus der Bevölkerung kehren Fußball und Basketball frühzeitig auf nationaler Ebene zurück. Beide Sportarten riskieren diesen Schritt, mit der Hoffnung auf wirtschaftliche Schadensbegrenzung. Sicher ist eine sowohl national als auch international erhöhte mediale und öffentliche Aufmerksamkeit ein wichtiger Wert für die Unterhaltungsindustrie Spitzensport. Der deutsche Spitzensport wird zum Vorreiter für Re-Starts der Wettkämpfe während einer Pandemie. Trotzdem schwanken die Reaktionen zwischen Bewunderung und Verachtung. Den ausführenden Akteuren, den Sportlern, wurde lediglich eine Statistenrolle zugeschrieben. Niemand wandte sich in den ersten Überlegungen an die Athleten. Sie blieben lange außen vor und stehen aktuell vor vollendeten Tatsachen. Diese Entwicklung ist aus Sicht der Unternehmen im Spitzensport vertretbar, jedoch bedauernswert. Die Gründe sollen nachfolgend erläutert werden.

Zunächst mussten viele Ligen während der Pandemie zwischen einem Aussetzen und einem Abbruch der Saison abwägen. Von Anfang an waren wirtschaftliche Chancen und Risiken für eine Entscheidung grundlegend. Auch deshalb zögerten einige Ligen lange mit der Unterbrechung bzw. dem Abbruch. Aus Sicht der Vereine und Ligen nachvollziehbar. Nach einigen Wochen versuchten prominente Ligen und Verbände die Politik durch geschickten Lobbyismus für einen schnellen Re-Start für sich zu gewinnen.  Oft auch, weil viele Vereinsetats in Deutschland und weltweit auf Kante genäht sind und Vereine weder finanziellen Spielraum noch Reserven haben. Die Mehrheit der Vereine ist von den TV-Einnahmen und Großsponsoren abhängig. Stellen diese ihre Zahlungen aufgrund nicht erbrachter Leistungen seitens der Vereine bzw. aufgrund der finanziellen Belastungen durch die Pandemie ein, stehen viele Vereine vor dem finanziellen Ruin. Schon seit Jahren leben viele Vereine über ihren Verhältnissen, einige haben sich allein durch staatliche Subventionen (Stadion- oder Hallenbau, vergünstigte Mieten, Darlehen, Sicherheiten usw.) am Leben gehalten. Lediglich eine geringe Anzahl an Vereinen hat Reserven angelegt, die es ihnen ermöglicht in dieser Ausnahmesituation gelassen und mit Demut zu reagieren. Denn mittlerweile gibt es Indizien, dass Sportveranstaltungen wie Champions League Spiele oder auch der Los Angeles Marathon zur weltweiten Verbreitung des Virus beigetragen haben (vgl. FAZ, 2020).

Trotzdem waren es sowohl bei Saisonabbrüchen als auch -Aussetzungen die wirtschaftlichen Erfolgschancen der Vereine, die den Ausschlag gaben. Das Geschäftsmodell des dauerklammen Vereins muss hinsichtlich seiner Zukunftsfähigkeit gerade in einer solchen Ausnahmesituation hinterfragt werden. Durch den permanenten und stets größer werdenden finanziellen Druck, wurden andere Aspekte dieser Ausnahmesituation seitens der Funktionäre unzureichend beantwortet.

In all den Diskussionen und Überlegungen, über einen möglichst reibungslosen Re-Start der Ligen, wurden die Aktiven nicht ausreichend mit eingebunden. Sie müssen erkennen, dass ihnen eine effektive und mächtige Lobby fehlt. Die Fußballspieler der ersten drei deutschen Ligen sowie die Fußballerinnen der Frauen-Bundesliga wurden genauso wenig befragt wie die Basketballer der höchsten deutschen Spielklasse. Erst nach der Fertigstellung der Konzepte und Hygieneregeln wurden die Spieler über diese in Kenntnis gesetzt. Funktionäre betonten, dass über diesen Weg die Bedenken der Sportler beseitigt werden können und keine weiteren Einwände bestehen werden.

Beispielhaft am Basketball soll an dieser Stelle die Vorgehensweise der Ligen dargestellt werden. Die Aufklärungsarbeit der Vereine war an den einzelnen Standorten sehr unterschiedlich. Einige Vereine informierten in eigens anberaumten digitalen Teammeetings über die Lage, andere teilten ihren Spieler lediglich mit, an den Trainingsstandort zurückzukehren. Den Spielern war zunächst nicht bekannt, wie die Verfahrensweise bei einer Rückkehr aus dem Ausland aussehen sollte und wie die Isolation aller Spieler in einem Hotel organsiert wird. Sollen sich ausländische Spieler vor dem Beginn des Turniers noch 2 Wochen in Quarantäne begeben? Dies würde maximal eine Woche Vorbereitungszeit mit der Mannschaft auf das Turnier bedeuten. Wie werden Einzelfälle gelöst? Wie entscheiden die Behörden? Auch nach einem Schreiben mit den Bedenken und Fragen der Spieler, verhielt sich die Liga, die Basketball Bundesliga GmbH, zurückhaltend. Die Antworten der Liga waren aus Sicht der Athleten unzureichend (vgl. Sauer, 2020).

Weiterlesen „Der Re-Start der BBL und Athletenrechte“

March Madness – Der Wahnsinn rund um die Spieler

5c-20-5c-20ncaa_37814329

March Madness – Der Wahnsinn rund um die Spieler 

Die NCAA-Championship mit dem March Madness geht weiter. Bereits in einer Woche folgt der nächste Teil. Bitte folgt “der ball lügt nicht” auf  twitter , facebook und instagram und teilt den Artikel.

Die Folgen des Amateurstatus und die Zukunft der NCAA

Der Collegesport in den USA befindet sich aktuell, trotz einer wirtschaftlichen Erfolgsstory, in einer tiefen Sinnkrise. Auch deshalb ist der durch die NCAA rechtlich geschützte Begriff „March Madness“ sehr passend. Der Weg nach Minneapolis (Final Four) ist gepflastert mit möglichen neuen Enthüllungen rund um die Korruption und Manipulation von Trainern, Betreuern, Managern und Universitäten. Ein Bestechungsskandal folgt dem nächsten, bereits ein weiterer ist aktuell im Anrollen. Die Ermittlungen des FBI (seit einigen Monaten sehr  aktiv) verdeutlichen das Ausmaß dieser Skandale; erste korrupte Involvierte konnten durch Abhörmaßnahmen des Inlandsgeheimdienstes überführt und verurteilt werden, aufgrund von Korruption und Manipulation überführte Trainer gehörten den Universitäten Louisville, Arizona, USC, Oklahoma State, Creighton, TCU, North Carolina State und Kansas an (vgl. Crepeau, 2019). Viele weitere werden in den nächsten Monaten folgen. Zudem gibt es bereits neue Anschuldigungen.

Erfolgreiche Cheftrainer wie Kentuckys Calipari hingegen werden als Helden von der Wildcats-Anhängerschaft verehrt und bei Vergehen wird schnell verziehen bzw. ein anderer lukrativer Job verschafft (z.B. TV-Kommentator). Es dauert sicherlich nicht lang, bis wir den im griechischen Exil lebenden Rick Pitino (aktuell Trainer beim griechischen Verein Panathinaikos B.C. Athen in der Euroleague) wieder an der Seitenlinie eines amerikanischen Powerhouses sehen. Wahnsinn!

High School Sportstars werden in den wirtschaftlich lukrativen Sportarten Basketball und Football („high profile sports“ „revenue generating sports“) mit finanziellen Zahlungen oder materiellen Geschenken bestochen, eine bestimmte Universität zu besuchen. Den Universitäten geht es darum, das sportliche Talent dieser Athleten zu sichern und bestmöglich zu vermarkten. Das Gemeinwohl und eine qualitativ hochwertige Ausbildung der Athleten ist zweitrangig.

Studentische Spitzensportler sind offiziell Amateure eingestuft, obwohl sie häufig täglich mehr als die von der NCAA vorgegebenen Stunden in ihren Sport investieren und als Leistungssportler angesehen werden können. Das Video von Emmanuel Acho, einem ehemaligen student-athlete der University of Texas und NFL, verdeutlicht die Realität eines studentischen Spitzensportlers.

Das Original – Die Utopie

Die Gegenleistung seitens der Universitäten ist ein Stipendium (Kosten + Logie), das diesen Spitzensportler jedoch häufig nichts nutzt, Weiterlesen „March Madness – Der Wahnsinn rund um die Spieler“

Die NCAA in der Identitätskrise – Zwischen Skandalen, Sklaverei und Kommerz

img_8311.jpg
Moritz Wagner im Interview

Immer mehr europäische Nachwuchstalente wie der Berliner Moritz Wagner (der heute Nacht mit seiner Mannschaft (University of Michigan) um den Einzug ins Finale des Final Fours kämpft), erhalten attraktive Stipendien, um ihre dualen Karrieren nach dem Schulabschluss/ Abitur in den USA fortzusetzen. Europäische Spitzensportler profitieren dabei vom US-Collegesystem sowohl im „high profile sports“ als auch „low profile sports“. Einheimische Athleten hingegen haben besonders in den „high profile sports“ oft mit erheblichen Problemen zu kämpfen (siehe Teil 1- Das March Madness-Turnier als Beispiel der Ausbeutung von Sportlern) .

Die Probleme des studentischen Spitzensports in den USA führen den amerikanischen Collegesport in eine handfeste Identitätskrise, die sich in den nächsten Jahren durch weitere Auseinandersetzungen und Gerichtsverfahren über die finanzielle Entschädigung studentischer Spitzensportler in den Hauptsportarten noch intensivieren wird. Im extremsten Fall kann es zur Zerschlagung des Verbandes NCAA führen, des „angeblichen“ Wächters moralischer Werte.

Hinsichtlich der Analyse des amerikanischen Collegesystems ist die internationale und amerikanische Sportwissenschaft partikular zu kritisieren, da sie oft die beiden Hauptsportarten Football und Basketball als Spiegelbild des Gesamtsystems ansieht und den Collegesport schlussendlich insgesamt als korrupt beschreibt, ohne eine ausführliche Strukturanalyse der einzelnen Sportarten durchzuführen. In der Realität sind deutliche Unterschiede in den einzelnen Sportarten und auch hinsichtlich des Geschlechts der Sportler zu erkennen.

Weiterlesen „Die NCAA in der Identitätskrise – Zwischen Skandalen, Sklaverei und Kommerz“

Die verschwiegene Liga – Doping in der NBA – Interview in der FIVE

In der NBA gibt es so gut wie keine Dopingfälle. der ball lügt nicht über den Mythos der sauberen Mannschaftssportarten, Praktiken von einzelnen Spielern, warum sich die Association beim Thema Doping bedeckt hält und warum eine starke Spielergewerkschaft so wichtig ist. Alles im Interview in der Ausgabe 146 des Basketballmagazins FIVE (am Kiosk). Oben in der Leiste findet ihr 3 weitere Artikel zum Doping in der NBA.

IMG_4676 2

Neben dem Interview findet ihr unter den Fotos drei weitere Artikel über die NBA und die Medien und ihren Umgang mit dem Thema Doping.

Drei weitere Artikel zum Thema findet ihr hier:

Teil 1 Doping in der NBA

Teil 2 Doping in der NBA

Teil 3 Doping in der NBA

Die Evolution des mündigen Athleten in den USA – Trump vs. Sportler – Wer zwingt wen in die Knie?

Alles begann mit dem stillen Protest Colin Kaepernicks im Spätsommer 2016 – erst saß er, später kniete er, um auf die Polizeibrutalität in den USA aufmerksam zu machen. Die Wahrscheinlichkeit für einen Afro-Amerikaner in den USA durch die Kugel eines Polizisten getötet zu werden, ist fünf Mal höher als für weiße Staatsbürger. Diese Tatsache ist schwer hinnehmbar und nicht akzeptabel. Deshalb begann Kaepernick seinen Protest im Sitzen, nach einem Gespräch mit einem Soldaten entschied er sich, niederzuknien. Bis heute betont Kaepernick sein Protest gelte nicht dem Militär.

AUSLÖSER

Die grassierende Polizeigewalt und die schockierenden Morde an unschuldigen unbewaffneten Afro-Amerikanern in den USA waren der Auslöser für seinen Protest. Kaepernick sah sich gezwungen, ein Zeichen zu setzen. Besonders die Tode von Philando Castile, Alton Sterling und Tamir Rice erschütterten ihn und die Öffentlichkeit. Hinsichtlich seiner Gesellschaftskritik war Kaepernick äußerst konkret. Deutlich konkreter als Bewegungen wie Black Lives Matter, die wichtig sind, doch in der Öffentlichkeit abstrakter wirken. Seit dem Beginn des Protestes von Kaepernick wurden in den USA bis heute 41 unbewaffnete Menschen erschossen.

Comic by Khalid Albaih

TRUMP EFFEKT

In der vergangenen Woche kam es dann zum Trump-Effekt innerhalb dieser gesellschaftlich relevanten Diskussion. Erstmals äußerte sich US-Präsident Trump bei einer eigenen Wahlveranstaltung in Alabama und kritisierte den Protest der Athleten während der Nationalhymne. Er bezeichnet den Protest der Athleten gegenüber der Hymne und Flagge als respektlos und betitelte die Spieler als Hurensöhne, zudem forderte er die NFL Besitzer – einige von ihnen öffentliche Trump-Supporter bzw. Freunde (Jerry Jones, Besitzer der Dallas Cowboys unterstützte den Trumps Wahlkampf einst mit 1 Mio. Dollar und war selbst Teil eines „segregated teams“ im College, einem „nur weiße Spieler-Team“) – auf, protestierende Spieler zu feuern. Nun legt Trump abermals nach und behauptet, die Besitzer fürchten sich vor ihren Spielern.

VOR TRUMPS ÄUßERUNGEN

Bevor Trump die Geschehnisse monierte, war die Anzahl an kritischen Äußerungen seitens der Athleten überschaubar. Etwa zehn Sportler wie Doug Baldwin, Michael Bennett, Malcolm Jenkins oder Colin Kaepernick äußerten sich in den letzten Monaten kontinuierlich und ausdauernd zum alltäglichen Rassismus und der Polizeigewalt. Spieler wie Doug Baldwin von den Seattle Seahawks oder Malcolm Jenkins (streckt vor jedem Spiel als Protest die Faust in den Himmel) von den Philadelphia Eagles, initiierten in dieser Zeit in Kooperation mit der Polizei Aufklärungsprogramme und entwickelten sog. Grass-Roots-Projekte (eine gesellschaftliche Initiative, die aus der Basis der Bevölkerung entsteht) um die Bevölkerung zu einem konstruktiven Miteinander mit der Polizei zu bringen. Zudem fordern sie eine bessere Ausbildung für Polizisten.

Timeline Colin Kaepernick
Colin Kaepernick Protest Timeline (2016)

Timeline Colin Kaepernick Protest (Download pdf)

Vermutlich war es Trumps Plan, mit seinen Äußerungen die Aktivisten unter den Spitzensportlern zu isolieren bzw. zu diskreditieren und sie so womöglich aus ihren Arbeitsverträgen und ihren Positionen in der Öffentlichkeit zu verdrängen.

Weiterlesen „Die Evolution des mündigen Athleten in den USA – Trump vs. Sportler – Wer zwingt wen in die Knie?“

US-Sportstars vs. Trump

Freitag Abend, 29.09.2017 – 20 Uhr folgt der Artikel zu „Trump, den Spielern und der amerikanischen DNA“.

Nun ein kurzer Überblick:

Der amerikanische Präsident Donald Trump hat sich am Wochenende mit den amerikanischen Sportidolen angelegt und heftige Reaktionen seitens der Athleten provoziert. Seit diesem Wochenende halten sich auch NBA-Stars wie Lebron James, Steph Curry, Chris Paul oder Kobe Bryant mit ihren Aussagen nicht mehr zurück. Sie werten die Aussagen als persönlichen Angriff. Auch Gregg Popovich (Trainer der San Antonio Spurs), der vor seiner Trainerlaufbahn fünf Jahre beim Militär diente, springt den Athleten zur Seite und unterstützt ihre Meinungsäußerungen.

Trump forderte bereits am Freitag die NFL-Teambesitzer auf, ihre protestierenden Spieler zu entlassen.

„Wouldn’t you love to see one of these NFL owners, when somebody disrespects our flag, to say, „Get that son of a bitch off the field right now. Out. He’s fired. He’s fired!“? Wouldn’t you love it?“ (Donald Trump)

Trump forderte bei einer Veranstaltung und später auf Twitter NFL-Spieler wie Colin Kaepernick oder Michael Bennett auf, während der Nationalhymne aufzustehen. Zudem attackierte Trump die Besitzer und  die Profiliga NFL scharf. Er forderte die Besitzer auf, protestierende Spieler sofort zu feuern:

„You know, some owner is going to do that. He’s going to say, „That guy that disrespects our flag, he’s fired.“ And that owner—they don’t know it. They don’t know. They’re friends of mine, many of them. They don’t know. They’ll be the most popular person for a week. They’ll be the most popular person in this country, because that’s a total disrespect of our heritage. That’s a total disrespect of everything that we stand for, OK?“ (Donald Trump)

Weiterlesen „US-Sportstars vs. Trump“

Athletenrechte, wo sind sie? – Das March Madness – Turnier als Beispiel der Ausbeutung von Sportlern (Der US-Collegesport Teil 1)

Video (Peter Gilbert, Sports Storytelling program/ Wake Forest, director: Manie Robinson)

Der US-Collegesport ist „in“, die Zuschauerzahlen des March Madness im Basketball steigen weltweit und das Interesse innerhalb der USA scheint nicht abzureißen (siehe z.B. New York Times). Millionen von Menschen füllen jährlich die sogenannten „Brackets“ (Ausfüllen des Turnierbaums) aus, beschäftigen sich schlagartig mit Statistiken und Taktiken, wetten legal bzw. illegal auf Spiele ihrer Alma Mater und besuchen regionale Vorentscheide. Dieses Thema dominiert die Medienlandschaft auf allen Kanälen über die nächsten Wochen; die Sportarten Basketball und Football sind die beiden Zugpferde der NCAA und die Haupteinnahmequelle des nationalen Verbandes. Zusammen mit Baseball und Eishockey (an einigen Universitäten) werden diese Sportarten als „high profile sports“ bezeichnet. Eine Differenzierung zu anderen Sportarten ist wichtig, um das System hinsichtlich seiner Vor- und Nachteile zu analysieren.

Alle anderen Sportarten werden zwar genauso professionell betrieben, sind jedoch „low profile sports“, da sie fast nie finanzielle Gewinne abwerfen. Trotzdem werden in beiden Bereichen interessante Stipendien vergeben.

Immer mehr europäische Nachwuchstalente wie der Berliner Moritz Wagner (University of Michigan) erhalten attraktive Stipendien, um ihre dualen Karrieren nach dem Schulabschluss/ Abitur in den USA fortzusetzen. Europäische Spitzensportler profitieren dabei vom US-Collegesystem sowohl im „high profile sports“ als auch „low profile sports“. Diese Athleten haben oft im akademischen und sportlichen Bereich Erfolg, da sie mit guten akademischen Voraussetzungen an die amerikanischen Hochschulen wechseln. Im internationalen Vergleich garantiert das Abitur einen gewissen Standard, was den meisten studentischen Spitzensportlern zu einem guten Studienstart in den USA verhilft und viele der deutschen Athleten auch nach vier bzw. fünf Jahren ihren Hochschulabschluss erhalten (vgl. Bendrich, 2015).

Weiterlesen „Athletenrechte, wo sind sie? – Das March Madness – Turnier als Beispiel der Ausbeutung von Sportlern (Der US-Collegesport Teil 1)“